Weizen: Schwächetrend durch Schwarzmeer-Exporte


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.07.2011


Die Ernte auf der Nordhalbkugel hat eine Preiskorrektur nach unten ausgelöst. In den letzten Tagen konnten sich die Weizenpreise zwar wieder etwas fangen, doch das wieder anlaufende Exportgeschäft in den Schwarzmeerländern und Indien drücken auf die Kurse.

Marktlage
Mit einem krassen Kurssturz seit dem Erntestart auf der Nordhalbkugel reagierte der Weizenmarkt auf die Anhebung der Ernteprognosen in den letzten Wochen. Allein seit Juni sind die Kassamarktpreise um 24 % eingebrochen.

Seitdem sich Rußland und die Ukraine als Exporteure am Weltmarkt zurückgemeldet haben, gerät der Markt immer wieder ins Trudeln. Die Unsicherheit, wie es bei den Preisen weitergeht, wächst nicht nur bei den Produzenten, sondern auch auf Handelsebene und bei den Verarbeitern. Am Kassamarkt kommen daher nur noch sporadisch Geschäfte zustande. Neugeschäfte werden hinausgezögert.

Seit letztem Freitag hat die Meldung, daß Rußland nochmals 180.000 t Weizen nach Ägypten verkaufen konnte, die Stimmung am Weizenmarkt merklich eingetrübt. Nicht nur, daß russischer Weizen mit unter umgerechnet 175 Euro/t deutlich preisgünstiger als Ware aus der EU oder den USA angeboten wird. Hinzu kommt, daß die Rußland und die Ukraine keinen Zweifel daran aufkommen lassen, daß sie in dieser Saison am Weltmarkt wieder eine gewichtige Rolle zu spielen gedenken.

Auch Indien ist zum ersten Mal seit vier Jahren als Anbieter an den Weltmarkt zurückgekehrt.

Doch in der EU - im letzten Jahr zweitgrößter Weizen-Exporteur am Weltmarkt - stockt die Ernte immer wieder. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Nordfrankreich haben Regenfälle seit dem Wochenende unterbrochen. In den frühen Ernttegebieten läßt die feuchte Witterungs inzwischen bereits die Fallzahlen purzeln.

 

Prognose
Im Vergleich zum Vorjahr rechnet man für die neue Saison zwar mit einer größeren Weizenernte. Angesichts eines ebenfalls steigenden Verbrauchs dürfte die globale Weizenernte 2011/12 dennoch defizitär bleiben, so daß die Lagerbestände weiter schrumpfen dürften. Eigentlich ein klares Signal für feste oder soger steigende Preise.

Dennoch rechne ich persönlioch damit, daß die Exporte aus Rußland und der Ukraine zunächst für weiteren Druck an den internationalen Weizenmärkten sorgen werden. Beide Länder wollen so schnell wie möglich verlorene Marktanteile zurückerobern. Mit preisgünstigen Offerten will man so schnell wie möglich wieder ins Geschäft kommen.

Dennoch erwarte ich, daß der osteuropäische Angebotsdruck bereits Ende Oktober deutlich nachlassern dürfte, so daß ioch für den weiteren Verlauf der Saison wieder ein Preisspielraum nach sehe.

Wie positiv sich die weitere Marktsaison wirklich entwickelt, hängt letztendlich von den Wetteraussichten für die weitere Ernte auf der Nordhalbkugel ab. Nicht auszuschließen ist, daß die regnerische Witterung in Deutschland und Frankreich erneut zu Qualitätsproblemen führen könnte. Für die Ukraine und die südlichen Anbaugebieten Rußlands wird zwar wieder trockeneres Wetter prognostiziert, doch derzeit läßt auch durt Regen immer Wieder die Ernte stocken. Für die USA wird eine Hitzewelle prognostizert, so daß sich durt die Ernte noch beschleunigen dürfte.

 
 

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