Bioenergie: Wieder Top-Thema in der EU
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.01.2007


Am Energiemarkt scheinen derzeit die Marktgesetze außer Kraft gesetzt zu sein. Aus der Nordeuropa-Pipeline sprudelt zwar kein einiger Tropfen Rohöl mehr, doch die Preise liegen inzwischen auf dem niedrigsten Stand seit 18 Monaten.

Rußland und Weißrußland im erbitterten Energiestreit
Im vergangenen Jahr reichten die vorübergehende Stillegung der Alaska-Pipeline, ein Sturm im Golf von Mexiko oder der Gasstreit mit der Ukraine noch aus, um die Preise auf immer neue Höchststände zu treiben. Jetzt erreicht kein Tropfen russisches Öl mehr große Teile Westeuropas, doch die Rohölpreise sacken immer weiter ab.

Seit Dezember verhandeln Rußland und Weißrußland über die Preise für künftige russische Energielieferungen. Nach der offiziellen Einigung Ende letzten Jahres eskaliert die Situation inzwischen. Mit dem Vorwurf des Rohöldiebstahls an die weißrussische Adresse, hat Rußland am Montag die Nordeuropa-Pipeline ohne Vorwarnung abgedreht.

Die Druschba-Pipeline ("Freundschaft") bleibt wohl zunächst trocken, denn noch immer haben Rußland und Weißrußland ihren Streit um die Energiepreise für Lieferungen aus Rußland nicht beigelegt. Unter den ehemaligen Brudervölkern ist ein erbitterter Streit entbrannt, dessen Folgen jetzt auch die EU drastisch zu spüren bekommt.

 

Erneuerbare Energien wieder EU-Top-Thema
Die Vertreter der EU-Staaten und die EU-Kommission sind sauer. Daß die Leitung ohne Vorwarnung aus Rußland abgeschaltet wurde, erboßt die westeuropäischen Staaten besonders.

Damit ist das Thema Energieversorgung wieder zum Top-Thema geworden und die EU-Kommission - derzeit unter dem Vorsitz Deutschlands - will heute eine Agenda zur künftigen Ausrichtung der EU-Energiepolitik vorlegen.

Neben traditionellen Energieträgern wie Kohle oder Atom, wird seitens der Politik immer vehementer gefordert, das Versorgungsrisiko durch Importe stärker durch die Produktion Erneuerbarer Energien (EE) abzufedern.

Eigentlich sollten die Verhandlungen der EU mit Rußland bereits vor Wochen aufgenommen werden. Doch Polen legte sein Veto ein, da sich bei den politischen Problemen bei den polnischen Fleischexporten nach Rußland noch keine Lösung abzeichnet.

Bereits 1997 legte die EU-Kommission mit dem Positiopnspapier über “Energie für die Zukunft: Erneuerbare Energieträger“ ihr Ziel fest, den Anteil erneuerbarer Energieträger bis zum Jahr 2010 auf 12 % am Bruttoinlandsenergieverbrauch zu steigern.

Die EU-Richtlinie über erneuerbare Energien ist seit 2001 in Kraft. Sie zielt darauf ab, den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen in der EU bis 2010 auf 21 % zu erhöhen.

Mit der „Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen im Elektrizitätsbinnenmarkt“ (EE-Richtline) strebt die EU ine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen von 6 % auf 12 % am Bruttoinlandsenergieverbrauch der gesamten Gemeinschaft an.

 

Ausblick
In Deutschland befinden sich die Raffinerien Schwedt und Leuna (Sachsen-Anhalt) am trockengelaufenen Ende der Druschba-Pipeline. Die Raffinerien verfügen nach eigenen Angaben über Vorräte für 2 bis 3 Wochen, die bei gedrosselter Raffinerieleistung auch noch weiter gestreckt werden können. Schwedt hat die Produktion inzwischen um 10 % gedrosselt. Derzeit sind keine akuten Versorgungsengpässe zu erwarten. Bei Engpässen könnten zudem alternative Transportwege gewählt werden, da die Raffinerien an den Ölhafen in Rostock angebunden sind.

Auch wenn Rußland der zweitgrößte Ölexporteur am Weltmarkt ist, dürften in den kommenden Wochen die Treib- und Brennstoffpreise weiter nachgeben, denn der Markt reagiert auf eine ganze Anzahl von Baisse-Faktoren.

Baisse-Faktoren:
• niedriger Verbrauch infolge der warmen Witterung
• hohe Bevorratung bei den Verbrauchern in Deutschland infolge der MwSt-Erhöhung
• weltweit steigende Vorräte bei Rohöl, Heizöl, Diesel und Benzin
• zunehmende Schwäche des US-Dollar

 
 
 

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