Am Energiemarkt scheinen derzeit die Marktgesetze außer
Kraft gesetzt zu sein. Aus der Nordeuropa-Pipeline sprudelt zwar kein einiger
Tropfen Rohöl mehr, doch die Preise liegen inzwischen auf dem niedrigsten Stand
seit 18 Monaten.
Rußland
und Weißrußland im erbitterten Energiestreit
Im vergangenen Jahr
reichten die vorübergehende Stillegung der Alaska-Pipeline, ein Sturm im Golf
von Mexiko oder der Gasstreit mit der Ukraine noch aus, um die Preise auf immer
neue Höchststände zu treiben. Jetzt erreicht kein Tropfen russisches Öl mehr große
Teile Westeuropas, doch die Rohölpreise sacken immer weiter ab.
Seit Dezember verhandeln Rußland und Weißrußland
über die Preise für künftige russische Energielieferungen. Nach der offiziellen
Einigung Ende letzten Jahres eskaliert die Situation inzwischen. Mit dem Vorwurf
des Rohöldiebstahls an die weißrussische Adresse, hat Rußland am Montag die Nordeuropa-Pipeline
ohne Vorwarnung abgedreht.
Die Druschba-Pipeline ("Freundschaft")
bleibt wohl zunächst trocken, denn noch immer haben Rußland und Weißrußland ihren
Streit um die Energiepreise für Lieferungen aus Rußland nicht beigelegt. Unter
den ehemaligen Brudervölkern ist ein erbitterter Streit entbrannt, dessen Folgen
jetzt auch die EU drastisch zu spüren bekommt.
Erneuerbare
Energien wieder EU-Top-Thema
Die Vertreter der EU-Staaten und die
EU-Kommission sind sauer. Daß die Leitung ohne Vorwarnung aus Rußland abgeschaltet
wurde, erboßt die westeuropäischen Staaten besonders.
Damit
ist das Thema Energieversorgung wieder zum Top-Thema geworden und die EU-Kommission
- derzeit unter dem Vorsitz Deutschlands - will heute eine Agenda zur
künftigen Ausrichtung der EU-Energiepolitik vorlegen.
Neben
traditionellen Energieträgern wie Kohle oder Atom, wird seitens der Politik immer
vehementer gefordert, das Versorgungsrisiko durch Importe stärker durch die Produktion
Erneuerbarer Energien (EE) abzufedern.
Eigentlich sollten
die Verhandlungen der EU mit Rußland bereits vor Wochen aufgenommen werden.
Doch Polen legte sein Veto ein, da sich bei den politischen Problemen bei den
polnischen Fleischexporten nach Rußland noch keine Lösung abzeichnet.
Bereits 1997 legte die EU-Kommission mit
dem Positiopnspapier über “Energie für die Zukunft: Erneuerbare Energieträger“
ihr Ziel fest, den Anteil erneuerbarer Energieträger bis zum Jahr 2010 auf 12 %
am Bruttoinlandsenergieverbrauch zu steigern.
Die EU-Richtlinie
über erneuerbare Energien ist seit 2001 in Kraft. Sie zielt darauf ab, den Anteil
der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen in der EU bis 2010 auf 21 %
zu erhöhen.
Mit der „Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung
aus erneuerbaren Energiequellen im Elektrizitätsbinnenmarkt“ (EE-Richtline) strebt
die EU ine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen von 6 % auf 12 %
am Bruttoinlandsenergieverbrauch der gesamten Gemeinschaft an.
Ausblick
In
Deutschland befinden sich die Raffinerien Schwedt und Leuna (Sachsen-Anhalt) am
trockengelaufenen Ende der Druschba-Pipeline. Die Raffinerien verfügen nach eigenen
Angaben über Vorräte für 2 bis 3 Wochen, die bei gedrosselter Raffinerieleistung
auch noch weiter gestreckt werden können. Schwedt hat die Produktion inzwischen
um 10 % gedrosselt. Derzeit sind keine akuten Versorgungsengpässe zu erwarten.
Bei Engpässen könnten zudem alternative Transportwege gewählt werden, da die Raffinerien
an den Ölhafen in Rostock angebunden sind.
Auch wenn Rußland
der zweitgrößte Ölexporteur am Weltmarkt ist, dürften in den kommenden Wochen
die Treib- und Brennstoffpreise weiter nachgeben, denn der Markt reagiert auf
eine ganze Anzahl von Baisse-Faktoren.
Baisse-Faktoren:
niedriger Verbrauch infolge der warmen Witterung
hohe Bevorratung bei
den Verbrauchern in Deutschland infolge der MwSt-Erhöhung
weltweit
steigende Vorräte bei Rohöl, Heizöl, Diesel und Benzin
zunehmende Schwäche
des US-Dollar