Weizen: Spielverderber Mais
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.04.2007


Erste Ernteprognosen erwarten eine weltweit größere Weizenernte für 2007/08. Dennoch bleibt die Versorgungslage knapp. Doch jetzt bringt die Mais-Baisse auch den Weizenmarkt unter Druck. Doch bis zur nächsten Ernte kann noch viel passieren ... .

Marktlage
Etwas flau und lustlos entwickelt sich der Weizenmarkt in dieser nur 4-tägigen Handelswoche vor den Osterfeiertagen. Die Preise bleiben dennoch weitgehend stabil. Mit Auswinterungen durch Winterwetter rechnet keiner mehr und die Bestände präsentieren sich trotz eines regional höheren Schädlings- und Krankheitsdrucks in bester Verfassung.

In den Lägern der Weizen-Produzenten warten nur noch geringe Vorräte auf den Verkauf. Die derzeitige Preisschwäche veranlaßt viele Erzeuger, den Verkauf noch hinauszuschieben, so daß aktuell kein Marktdruck aufkommt.

Allerdings ist der Preisabstand zwischen Eliteweizen und Qualitätsweizen - aufgrund der guten Backeigenschaften des 2006er-A-Weizens - in den letzten Tagen immer stärker zusammengeschmolzen. Die Rentabilität des Eliteweizenanbaus entwickelt sich vergleichsweise immer schlechter.

Die Kursentwicklung an den Kassamärkten und den Warenterminmärkten verläuft wieder einmal nicht parallel. Die höheren Anbau- und Ernteprognosen für die Saison 2007/08 und die wieder größere Konkurrenz durch osteuropäische Exporte haben vor allem an den Warenterminmärkten zu Kurseinbußen geführt.

In den USA ist Weizen jeglicher Qualität - nachdem die Maisfläche in Südamerika und in den USA auf Rekordniveau geschätzt wird - in den Sog rückläufiger Maispreise geraten. Die Kurse an der Warenterminbörse KCBT haben seit der letzten März-Woche einen regelrechten Preissturz absolviert.

Auch an der Warenterminbörse RMX in Hannover und an der Warenterminbörse Matif in Paris ist die Stimmung umgeschlagen. Unsicherheit über die grundsätzliche internationale Angebots- und Verbrauchsentwicklung trüben die Marktlage und drücken die Kurse.

Die Großhandelspreise und die Erzeugerpreise in Deutschland reagierten aufgrund des bis zur nächsten Ernte knappen Angebotes nur mit geringen Preisrücknahmen auf die internationalen Kurseinbrüche. So wurde Brotweizen an der Produktenbörse Mannheim mit 150-152 Euro/t weitgehend unverändert zur Vorwoche bewertet. An der Produktenbörse Frankfurt notierte Qualitätsweizen mit 152-154 Euro/t, Brotweizen zuletzt mit 150-152 Euro/t und Futterweizen mit 148-150 Euro/t ebenfalls ohne nennenswerte Veränderung zur Vorwoche. Auch an den anderen Produktenbörsen blieben die Kurse stabil.

An den Kassamärkten folgten die Erzeugerpreise seit dem Erntestart den starken Hausse-Impulsen, gaben jedoch zuletzt wieder leicht nach, wie auch das Beispiel der Erlöse der Mitglieder des Realpreissystems CASH! zeigt.

 

Fakten

  • Welt: Höhere Ernte 2007/08, dennoch knappe Versorgungslage
    Die weltweite Weizenerzeugung könnte in der nächsten Saison 2007/08 um 34 Mio.t größer ausfallen, ohne daß dies zu höheren Lagervorräten führt. Das jedenfalls ist die Einschätzung des Internationalen Getreiderates (IGC) vom 29.03.2007.

    Da die Saison 2006/07 mit äußerst niedrigen Lagervorräten von nur 117 Mio.t zu Ende gehen wird, bleibt die Marktversorgung dennoch knapp. In einer ersten Angebots- und Nachfrageschätzung für das Wirtschaftsjahr 2007/08 geht der IGC davon aus, daß einem Plus bei der Produktion von 34 Mio.t Weizen weltweit um 15 Mio.t höherer Verbrauch gegenübersteht.

    Zu diesem noch sehr frühen Zeitpunkt erwartet der IGC für 2007/08 daher nur eine Aufstockung der internationalen Weizenvorräte um 2 Mio.t auf 118 Mio.t.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    2002/03
    566
    601
    165
    44
    2003/04
    556
    596
    126
    41
    2004/05
    628
    617
    137
    55
    2005/06
    620
    623
    134
    56
    2006/07
    590
    607
    117
    38
    2007/08 Prognose vom:
    22.02.2007
    624
     
     
     
    29.03.2007
    624
    622
    118
    38
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: IGC

    Auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg der weltweiten Weizenernte um 4,8 % auf 626 Mio.t. Insbesondere für Nordamerika (+9,3 %), Europa (+5 %) und Osteuropa (+8,7 %) erwartet die FAO in ihrer Prognose vom 03.04.2007 höhere Erntemengen.
    Baisse-Tendenz

 

  • Ukraine: Exportbeschränkung zur Ernte 2007 aufgehoben
    Nachdem die Ukraine bereits im Februar ihre Exportkontingente für das erste Halbjahr 2007 wieder aufgestockt hatte, wurde jetzt aus ukrainischen Regierungskreisen bekannt, daß für das Wirschaftsjahr 2007/08 die Exportbeschränkungen für Getreide komplett abgeschafft werden. Die Ukraine erwartet für die nächste Saison wieder ein Exportvolumen von 11-12 Mio.t Getreide.
    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die höheren Ernteprognosen für die nächste Saison 2007/08, die Abschaffung der Exportkontingente in der Ukraine für die Saison 2007/08, die globalen Rekord-Anbauflächen bei Mais sowie die daraus resultierenden rückläufigen Maiskurse prägen derzeit den Preistrend am internationalen Weizenmarkt. Obwohl für 2007/08 keinesfalls eine komfortable Marktversorgung zu erwarten ist, neigen die Kurse derzeit zur Schwäche.

Hierzuland ist von einer Deckungslücke bei den Verarbeitern bis zum Anschluß an die neue Ernte auszugehen. Daher dürfte sich die Nachfrage in den nächsten Wochen erneut beleben, so daß die Preisaussichten für die Verkäufer in den nächsten Wochen noch günstig bleiben.

Ansonsten bleibe ich bei meiner Prognose vom 08.03.2007, in der auch die Hausse- und Baisse-Faktoren dargestellt werden.

 
 
 
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