Rapssaaten: Der Bär ist los!

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.01.2008


Jetzt greift die amerikanischen Finanzkrise auch auf die globalen Agrarrohstoff-Märkte über. Rapssaat an der MATIF büßte seit Anfang der Woche fast 14 Euro/t ein. Auch die übermäßig deutliche Zinssenkung der US-Notenbank um 75 Basispunkte konnte die Märkte nur für Stunden beruhigen - inzwischen verpufft die Wirkung bereits wieder.

Marktlage
Die panikartige Verkaufswelle an den Aktienmärkten hat auch zu einem Kursrutsch an den Warenterminbörsen geführt. Der Aufruhr an den internationalen Märkten und die panikartig Stimmung im Börsenhandel haben am Rapssaatenmarkt zu schweren "Kollateralschäden" geführt.

Umgeachtet der defizitären Versorgungslage sackten die Kurse an den Warenterminbörsen um rund 3 % nach unten durch. Die Warenterminbörse MATIF, Paris notierte den Februar-Termin gestern mit nur noch 424,25 Euro/t um 8,25 Euro schwächer als am Vortag, nachdem am 14.01.2008 der bisherigen Höchststand mit 450,75 Euro/t erreicht wurde. Die Termine zur nächsten Ernte sackten ebenfalls ins Minus.

Auch an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada knickten die Rapskurse im Kielwasser der Finanzkrise ein. Mit umgerechnet 379,99 Euro/t notierte der März-Termin zuletzt rund 7 Euro/Tonne schwächer als am Ende der Vorwoche.

Der Marktverlauf wird von der immensen Unsicherheit der Investoren und einer weitgehend irrationalen Stimmung geprägt. Die fundamentalen Daten spielen derzeit an den Märkten nur eine untergeordnete Rolle: Die defizitäre Versorgungslage im gesamten Ölsaaten-Komplex und die starke Nachfragesteigerung, die zu einem drastischen Abbau der weltweiten Lagerbestände führt, findet derzeit im Börsengeschäft kaum Beachtung.

Der drastische Kurseinbrauch an den Terminmärkten hat auch an den realen Kassamärkten zu einem Preisrutsch bei den Rapspreisen geführt. Mit nur noch 400 bis 415 Euro/t netto franko Landhandelslager für prompte Lieferungen haben die Kurse seit Wochenanfang um mehr als 20 Euro/t nachgegeben. Auch die Preise für die nächste Ernte sackten kurzfristig um 10-15 Euro/t netto ex-Ernte ab.

 

 

Fakten

  • Weltweite Lagervorräte 2007/08 schrumpfen
    In seiner Vorschätzung vom 11.01.2008 geht das US-Landwirtschaftsministerium davon aus, daß die weltweiten Lagervorräte an Rapssaat um knapp 35 % auf nur noch 2,9 Mio.t zurückgehen.

    Auch in der EU-27 schrumpfen trotz des seit Jahren anhaltenden Trends zur Ausweitung der Rapsproduktion die Lagerbestände nach jetzigen Schätzungen um fast 24 % auf nur noch 1,3 Mio.t.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    EU-27
    Welt
    Welt
    EU-27
    2003/04
    39,4
    11,2
    39,1
    1,9
    0,3
    2004/05
    46,2
    15,4
    43,7
    4,5
    1,7
    2005/06
    48,7
    15,5
    47,0
    5,9
    2,0
    2006/07
    46,8
    16,0
    48,3
    4,4
    1,7
    2007/08 Prognose vom:
    11.01.2008
    48,3
    18,2
    49,6
    2,9
    1,3
    Quelle: USDA


    In der nächsten Saison 2008/09 dürfte die Versorgungslage noch einmal deutlich knapper ausfallen. Nicht nur, daß das nächste Vermarktungsjahr mit außerordentlich niedrigen Vorräten starten wird. Zudem haben die Landwirte die Anbaufläche zur nächsten Ernte nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU-27 deutlich eingeschränkt.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Wie es weitergeht an den Märkten, läßt sich derzeit nicht mit Bestimmtheit sagen. Nach meiner persönlichen Einschätzung, dürfte der Schatten der US-Finanzkrise auch in den kommenden Tagen über dem Geschehen an den Agrarrohstoff-Märkten liegen.

Bei der Bewertung der Rapssaaten geht es für die Käufer aktuell nicht nur darum, wie knapp Rapssaaten und Ölsaaten ganz allgemein sind. Derzeit versucht der Markt sein "Gleichgewicht" wiederzufinden - zeitgleich mit der Erwartung, daß weitere Erschütterungen drohen.

In derart unsicheren Zeiten kann man nicht erwarten, daß der Rapssaaten-Markt ad-hoc seine Hausse fortführt.

Vorsichtiges Abwarten bestimmt derzeit den Markt. Vieles wird daher davon abhängen, ...
• in welche Richtung sich das Preisniveau ganz allgemein entwicket. (Die Luft ist erst einmal 'raus.)
• ob der US-Markt in eine Rezession steuert. (Das gilt als durchaus denkbar.)
• ob der Abwärtstrend der US-Dollars anhält. (Das ist zu erwarten.)
• wohin die Rohöl- und Energiekosten steuern. (Ich erwarte weitere Preisrückgänge.)

Wohin werden die Rapspreise also steuern? Vergessen Sie bei der Bewertung eines nicht: Der Preis für Rapssaat hängt letztendlich von der Gewinnrate, die der Käufer (Händler, Verarbeiter) in der Zukunft am Markt erwartet, ab.

• Unter Berücksichtigung des knappen Angebotes und
• der reduzierten Ernteaussichten zur Ernte 2008/09 wie auch
• der von staatlicher Seite mit Nachdruck verfolgten Klimaziele (Stichwort: Beimischungsquote)
gehe ich davon aus, daß der Kursabsturz bei Rapssaat bereits sein Ende gefunden hat. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte ein Teil der Kursverluste in den nächsten Tagen wieder wett gemacht werden. Der Markt dürfte sich jedoch vorerst nur stabilisieren.

 
 
 
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