Rapssaat: Kursrallye in vollem Galopp

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.02.2008


Mit immer steileren Kursanstiegen geht es am Rapssaatenmarkt weiter aufwärts. Hohe Rohölkurse, die Preis-Hausse am Sojamarkt und die knappen und teueren Pflanzenöle lassen die Preise immer neue Höchststände erklimmen.

Marktlage
An der Warenterminbörse MATIF, Paris erreichte Rapssaat gestern ein neues Allzeithoch. Mit 488,50 Euro/t notierte der Mai-Termin um fast 16 Euro höher als im Durchschnitt der Vorwoche. wurde. Die Termine zur nächsten Ernte zogen auf 470 Euro/t an.

Auch an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada ließen die steigenden Sojapreise die Rapskurse sprunghaft steigen. Mit umgerechnet 463,76 Euro/t notierte der März-Termin beinahe 30 Euro/Tonne höher (!) als im Durchschnitt der Vorwoche.

Die haussierenden Warenterminmärkte geben inzwischen für den gesamten Markt die Richtung und das Tempo vor.

Auch an den realen Kassamärkten erreichen die Rapspreise neue Rekordhöhen. Mit 440 bis 475 Euro/t netto franko Landhandelslager für prompte Lieferungen haben die Kurse seit der letzten Woche um über 20 Euro/t angezogen. Termin-Preise für die Ernte 2008 werden zur Lieferung ex-Ernte mit circa 445 bis 460 Euro/t netto franko Landhandelslager gehandelt.

 

Fakten

  • Defizitäre Versorgungslage bei Rapssaat und im gesamten Ölsaaten-Komplex
    Starke Hausse-Faktoren bestimmen bestimmen derzeit den Markt und die Preisentwicklung, Seit zwei Jahren übersteigt der weltweite Rapssaaten-Verbrauch die Produktion. 2007/08 verfehlte die Produktion mit 48,5 Mio.t den weltweiten Bedarf um 0,9 Mio.t bzw. 1,9 %. Auch die Produktion der sieben wichtigsten Ölsaaten ist seit einem Jahr defizitär. Bei eriner Produktion in Höhe von 390 Mio.t ergibt sích eine Versorgungslücke von 16,5 Mio.t bzw. 4 %.
    Die Preisrallye am Sojamarkt treibt die Rapskurse zusätzlich an.

    Hausse-Tendenz

 

  • Starke Nachfragesteigerung - insbesondere für industrielle Zwecke
    Während der Verbrauch an Rapsöl für die Nahrungsmittelindustrie von Jahr zu Jahr leicht ansteigt, hat sich der Bedarf für industrielle Zwecke und damit vorrangig der Biosprit-Industrie in den letzten 10 Jahren beinahe versechsfacht. Weltweit wandern inzwischen weit über 5 Mio.t Rapsöl bzw. über 22 Mio.t Pflanzenöl in die industrielle Verwertung - Tendenz steigend.

    In der EU steigt der Bedarf stetig, zumal auch in Frankreich der Biodiesel-Verbrauch stark ansteigt.

    Hausse-Tendenz

 

  • Schwache Ernteaussichten zur Ernte 2008
    Die Ernte 2008 dürfte nicht nur in Deutschland, sondern EU-weit niedriger ausfallen als im Vorjahr. In Deutschland wird mit einem deutlichen Rückgang der Rapsproduktion auf unter 5 Mio.t Rapssaat gerechnet (2007: 5,3 Mio.t).
    In der EU-27 erwartet man eine um 0,3-0,6 Mio.t schwächere Ernte (2007: 17,8 Mio.t).

    Weltweit ist ebenfalls mit einer niedrigeren Prioduktion zu rechnen. Nachdem in China die schlimmsten Winterstürme seit 50 Jahren im Januar mehr als ein Drittel der Rapsbestände geschädigt haben, erwartet man höhere chinesische Importe bei Ölsaaten und pflanzlichen Ölen. China ist der zweitgrößte Produzent von Rapssaat nach der EU-27. Mit einem Anteil an der weltweiten Produktion von 24 % und einem Anteil am globalen Verbrauch von knapp 25 % spielt die Versorgungslage in China eine wichtige Rolle bei der internationalen Preisentwicklung bei Rapssaat.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Für den heutigen Tag erwarte ich eine leichte Preiskorrektur nach unten. Insgesamt bleibe ich aber bei meiner persönlichen Einschätzung vom 05.02.2008 und erwarte, daß die Rapssaaten-Preise weiter leicht anziehen könnten. Ich gehen jedoch davon aus, daß das Preispotential nach oben begrenzt ist, ...

da die Rohölpreise mit dem Abschluß der Heizsaison auf der Nordhalbkugel wieder nachgeben dürften und ich mit Blick auf die Lagervorräte mit rückläufigen Kursen bei Rohöl rechne,
da die Biodieselpreise durch sinkende Rohölkurse unter Druck geraten würden,
so daß die derzeitigen hohen Rapsölpreise durch die Biosprit-Produzenten nicht mehr akzeptiert würden.
Ausbleibende Preissteigerungen bei Rapsöl bieten dann auch den Rapssaaten-Preisen nur noch wenig Spielraum nach oben.

Der Marktverlauf sollte aus meiner Sicht derzeit täglich beobachtet werden, um - mit Blick auf die Sicherung der Liquidität des Betriebes - eventuelle Teilverkäufe ex-Ernte 2008 preislich über Termingeschäfte abzusichern zu können.

 
 
 
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