10 Tage Milchstreik in Deutschland und Preiszugeständnisse
mehrerer Lebensmittelketten bei Milch und Butter.
Und jetzt: Der LEH hat erste Preissenkungen angekündigt.
Doch am Weltmarkt scheint das Ende der Talfahrt bei
Milchpulver erreicht zu sein.
Marktlage
Das war letzte Woche: Es gab Zusagen etlicher Lebensmitteleinzelhändler
und Discounter, die Verkaufspreise für 1 Liter
Milch um 10 Cent und für das 250-g-Päckchen
Butter um 20 Cent anzuheben. Die Preiserhöhungen
bezogen sich auf 14 % des Milchmarktes in Deutschland.
Doch was ist mit Käse, Milchpulver und anderen
Milchprodukten?
Und das hat sich seitdem ergeben:
Am 09.06.2008 erklärte der Discounter Aldi,
die Verkaufspreise statt um 10 nur um 7 Cent/L
zu erhöhen. Am 10.06.2008 gaben Edeka, Rewe
und Tengelmann bekannt, ihre Preiserhöhungen
wieder um 3 Cent/L zurückzunehmen. Am 11.06.2008
zog Lidl nach und reduzierte seine Milchpreise
entsprechend.
Reihenweise Rückzieher gibt
es auch bei den Butterpreisen: Die Erhöhung um
20 Cent pro Päckchen strichen Lidl und Rewe
ganz. Weder Aldi Süd noch Aldi Nord hatten höhere
Butterpreise angekündigt, folglich gab es nichts
zu streichen oder zu reduzieren.
Damit haben sich die Preise der führenden
deutschen Discounter auf Aldi-Niveau eingependelt.
Allerdings betonten Lidl, der Wettbewerber Aldi und
die meisten anderen Discounter, beim Einkauf künftig
dennoch die angekündigten 10 Cent (brutto)
je Liter an die Molkereien zahlen zu wollen.
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Milcherzeuger und Verarbeiter warten
jetzt auf einen Termin für den durch Bundeslandwirtschaftsminister
Horst Seehofer angekündigten "Milchgipfel".
Im Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte
Seehofer am 08.06.2008: "... Es ging in
den letzten Tagen um den Milchpreis, es geht jetzt
auch um einige Strukturfragen, um Nachhaltigkeit in
den Milchpreis hinein zu bekommen, um die Frage: Gibt
es Saldierungsmöglichkeiten, wenn die eine Molkerei
zu viel liefert und die andere zu wenig, es geht um
die Abstimmung zwischen Bauern, Milchwirtschaft und
Politik bezüglich der Agrarpolitik, die ja gerade
in Europa reformiert wird. Das heißt, wir wollen
jetzt diesen Rückenwind, den wir für dieses
wichtige Thema "Sicherstellung der Ernährung
zu bezahlbaren Preisen auch in Deutschland" nutzen
und ein Stück Nachhaltigkeit herstellen, das
heißt Stabilität - daß die Dinge,
die jetzt vereinbart werden zwischen der Wirtschaft
und den Molkereien, auch ein Stück Bestand haben
über den Tag hinaus. ..."
2007:
Dürre in Australien - Preis-Hausse am Weltmarkt
Im letzten Jahr spielte sich am internationalen
Markt für alle Milchprodukte eine beispiellose
Hausse ab – vor allem bei Milchpulver, dem Grundstoff
des globalen Milchgeschäfts. Eine wachsende Nachfrage
konnte durch das international geringe Angebot nur
knapp gedeckt werden. Täglich werden derzeit
1,9 Milliarden Liter Milch getrunken oder zu
Käse und Produkten wie Eiscreme verarbeitet.
Für den Preisanstieg bei Milch-
und Milchpulverpreise im vergangenen Jahr war vor
allem die Dürre in Australien verantwortlich.
Die erheblich verringerte Milchproduktion in Australien,
drittgrößter Exporteur am Weltmarkt, hatte
die Herstellung von Milchpulver massiv einschränken
müssen.
Da zudem die Butterberge und Milchpulverhalden
früherer Jahre in Europa und den USA zwischenzeitlich
abgebaut worden waren, war der Markt unzureichend
versorgt. Der Export von Milchpulver entwickelte sich
für europäische Exporteure daher deutlich
lukrativer als in den Vorjahren.
Inwischen fällt die Nachfrage
am internationalen Markt wieder schwächer aus
und die Weltmarktpreise gaben nach. In der EU und
in Deutschland fragen die Verbraucher mittlerweile
weniger Milch- und Käseprodukte nach, während
die Milchproduzenten zeitgleich aufgrund der guten
Milchauszahlungspreise mehr Milch an die Molkereien
lieferten.
Dem Gesetz von Angebot und Nachfrage
folgend geht es seit Monaten abwärts mit den
Milchpreisen. Überproduktion bestraft der Markt
unerbittlich mit Preisverfall.
Prognose
Bei den internationalen Preisen zeichnet
sich inzwischen eine Ende der Talfahrt bei den Milchpulverpreisen
ab. Damit entspannt sich auch für die EU die
Situation am Exportmarkt wieder leicht. Die EU konnte
ihr Export-Volumen im ersten Quartal 2008 steigern.
Mit 45.000 t wurden 17.000 t mehr exportiert
als im ersten Quartal 2007. Auch der EU-Binnenmarkt
entwickelt sich inzwischen wieder aufnahmefähiger.
Die Futtermittelindustrie hat einen wieder höheren
Bedarf für die Produktion von Milchaustauschern.
Die Lebensmittelindustrie signalisiert einen steigenden
Bedarf und größeres Interesse an Kontraktkäufen
zur längerfristigen Bedarfsdeckung.
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