Ernte 2008: US-Fluten spülen Preise nach oben

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.06.2008


Die schwerste Flutkatastrophe seit 15 Jahren im Mittleren Westen der USA hat zu immensen Schäden geführt. Die in einigen Regionen allmählich zurückweichenden Wassermassen lassen in der Kornkammer der USA verwüstete Flächen zurück. Die Märkte reagieren mit steigenden Preisen.

Marktlage
Ganz allmählich beginnt das Wasser in den Überschemmungsgebieten des Mittleren Westens der USA zurückzuweichen. Zurück bleiben zerstörte Anbauflächen und Ungewißheit über die Höhe der zu erwartenden Ernteausfälle. Nach vorläufigen Schätzungen könnten bis zu 20 % der Ernte in den betroffenen Gebieten zerstört sein.

In der Kornkammer der USA, dem sogenannten Mittleren Westen, wird so viel Mais und Soja produziert wie sonst nirgendwo auf der Welt. Auf der Hitliste der internationalen Produzenten belegen die USA bei Mais und Soja den ersten Platz sowie bei Weizen den vierten Platz.

Daher haben die Überflutungen in den letzten Tagen zu massiven Preissteigerungen - vor allem an den US-Börsen - geführt. Im Kielwasser der US-Märkte zogen weltweit die Kurse an allen anderen Warenterminbörsen nach.

Deutlich aufwärts ging es auch an unseren heimischen Märkten. Weizen zum Beispiel wurde am Kassamarkt zuletzt mit 170 bis 185 Euro/t ex-Ernte netto franko Erfassungslager bzw. 180 bis 190 Euro/t netto ab Hof gehandelt. Im Vergleich zur Vorwoche lagen die Preise damit rund 8 Euro/t höher - Tendenz: steigend.

 

Prognose
Die zu erwartenden Ernteausfälle in den USA haben zusammen mit der weltweit starken Nachfrage zu kräftigen Preissteigerungen geführt. Im Gegensatz zu Mais gibt es jedoch bei den anderen Feldfrüchten Handelstage, die von den Investoren an den Warenterminmärkten genutzt werden, um Gewinne mitzunehmen und die so für kurzzeitige Preisrückgänge an den Märkten sorgen.

Für den weltweit richtungsweisenden US-Markt entwickeln sich die Hausse-Faktoren immer stärker:
• Nahrungsrohstoffe werden knapper und teurer und konkurrieren mit Futtermitteln.
• Höhere Futtermittelpreise führen zu Bestandsreduzierungen im Stall und verteuern die Produktion.
• Die US-Bioenergie-Industrie (Ethanol, Biodiesel) steht infolge der Preissteigerungen vor einer Krise.

Nach meiner persönlichen Einschätzung ist ein weltweiter Anstieg der Preise bei vielen Agrarprodukten zu erwarten. Dabei werden die künftigen Preisschwankungen umso krasser ausfallen, je stärker die Ernteerwartungnen nach unten reduziert werden.

Bei der Beurteilung der Marktlage in Westeuropa darf dennoch nicht außer Acht gelassen werden, daß die osteuropäischen Staaten - allen voran Rußland und Ukraine - eine erheblich höheren Ernte erwarten. Der Exportdruck in Richtung Westeuropa könnte daher in der kommenden Saison 2008/09 deutlich höher ausfallen. Ob und wie stark jedoch Preisdruck aufkommt, hängt allerdings von der internationalen Ernteerwartung und von der Entwicklung der Preissituation am Weltmarkt ab.

 
 
 
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