Wochenlang ließ ungünstige Witterung in wichtigen Anbauländern und Spekulationen auf eine niedrigere Welt-Weizenernte die Preise in die Höhe klettern. Jetzt kühlt Regen in den USA die Preisspekulationen an den Börsen merklich ab.
Marktlage
Nicht nur die anhaltende Frühjahrstrockenheit in Westeuropa sorgte an den Märkten für Preisauftrieb. Auch die Spekation auf niedrigere Ernteerwartungen in China, Kanada und den USA beflügeltn die Preisphantasien an den Märkten.
Doch jetzt hat eine Regenfront die USA erreicht und sorgt an den Märkten weltweit für einen Kurseinbruch an den Warenterminbörsen. Doch bisher blieben die Niederschläge in den südlichen Anbaugebieten der USA auf einzelne Regionen beschränkt, während im Osten des Mittlerens Westens Starkregen fiel und es in nördlichen US-Anbaugebieten ist noch immer zu naß und zu kalt ist.
Die Großhandelspreise an den Produktenbörsen und auch die Erzeugerpreise zogen angesichts der preistreibenden Vorgaben vom internationalen und heimischen Markt weiter leicht an. In der weiten Spanne von 230 bis 280 Euro/t netto ab Hof erzielt Brotweizen bei akutem Bedarf in der Spitze Preise deutlich über Börsenniveau. Gute Qualitäten lassen sich derzeit nur mit kräftigen Preisaufschlägen aus den Lägern locken.
An der Warenterminbörse in Paris notierte der Front-Termine Januar inzwischen wieder oberhalb der 250 Euro/t-Marke. Seit dem Preiseinbruch im März 2011 konnten sich die Kurse damit wieder um 26 % erholen. Auch bei den späteren Terminen ging es aufwärts. Mit rund 222 bzw. 228 Euro/t zogen die Fälligkeitstermine August 2011 und August 2012 kräftig an.
Kursgewinne verzeichneten in den letzten Tagen auch die US-amerikanischen Warenterminmärkten, nachdem die Witterung in den südlichen und den nördlichen Weizengebieten noch immer außergewöhnlich ungünstig verläuft.
Fakten
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Welt: Ernte 2010/11 defizität - Ernte 2011/12 kanpp bedarfsdeckend
Mit einer Produktion von 650 Mio.t und einem globalen Verbrauch von 662 Mio.t fiel die Weizenernte 2010/11 nach Einschätzung des Interntionalen Getreiderates vom 20.04.2011 deutlich defizitär aus. Vor allem die Lagerbestände der Hauptexporteure schmolzen auf 59 Mio.t ab.
in
Mio. t |
Weizen |
Produktion |
Handel |
Verbrauch |
Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt-
exporteure |
2007/08 |
609 |
110 |
613 |
122 |
41 |
2008/09 |
686 |
137 |
639 |
168 |
65 |
2009/10 |
679 |
128 |
648 |
199 |
74 |
2010/11 Prognose vom: |
24.02.2011 |
648 |
124 |
661 |
185 |
57 |
24.03.2011 |
649 |
123 |
662 |
185 |
58 |
20.04.2011 |
650 |
122 |
662 |
186 |
59 |
2011/12 Prognose vom: |
20.04.2011 |
672 |
126 |
672 |
186 |
61 |
Quelle:
IGC |
Etwas umfangreicher werden in der Prognose die Aussichten für die kommende Weizenernte 2011/12 eingeschätzt. Mit 672 Mio.t wird die nächste globale Ernte 22 Mio.t höher als in der laufenden Saison prognostiziert. Da jedoch der globale Verbrauch auch in der kommenden Saison weiter steigen dürfte, wird kein weiterer Aufbau der Endbestände - auch nicht bei den Hauprtexporteueren - erwartet.
Hausse-Signale mit Blick auf die Versorgungsbilanz
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Europa: Ernte 2011 im Focus
Das Weizenangebot aus der Ernte 2011 schmilzt nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa in Rekordtempo in Rekordtempo. Auch wenn noch immer vereinzelte Partien angeboten werden, sind die Lagerbestände der Erzeuger und des Agrarhandels größtenteils verkauft. Die noch frei verfügbaren freien Partien können den Bedarf der Verarbeitungsbetriebe und der Exportbranche kaum decken.
Im Weizengeschäft richtet sich daher der Blick immer stärker auf die Erwartungen zur Ernte 2011. Aktuiell sorgt das Niederschlagsdefizit in vielen Regionen Westeuropas für Preisanhebungen bei prompter Ware. Gute Qualitäten sind Mangelware und erzielen Preisaufschläge von 15 bis 30 Euro/t in Abhängigkeit von der Dringlichkeit des Bezugs von Anschlußware.
In Osteuroppa liegt die Frühjahrsaussaat in Rußland rund 14 Tage hinter dem Zeitplan zurück.
Hausse-Tendenz
Prognose
Frühzeitig zeichnet sich in dieser Saison ab, daß das Weizen-Angebot bis zum Anschluß an die neue Ernte ziemlich knapp werden dürfte.
Vorrangig bestimmen Hausse-Signale den Markt:
• Freie 2010er Ware ist auf allen Verkaufsstufen nur noch knapp verfügbar.
• Ungünstige Witterung in wichtigen Exportländern beflügelt die Preisphantasien.
• Die globale Ernte 2011 dürfte bestenfalls bedarfsdeckend ausfallen.
• Der globlae Verbrauch und damit der Importbedarf wird auch in der nächsten Saison weiter steigen.
• Ein Aufbau der Lagerbestände ist daher nicht zu erwarten.
Doch auch die Baisse-Signale sollen Beachtung finden:
• Der starke Euro verschlechtert die Wettbewerbssituation für EU-Weizen am Weltmarkt.
• Die Nahrungsmittel-Inflation in wichtigen Importländern dämpfen die internationale Import-Nachfrage.
Auch in den kommenden Wochen wird die Witterung und damit die Ernteerwartungen in den wichtigen Anbau- und Exportregionen rund um den Globus das Tagesgeschäft bestimmen.
Der Ausstieg der Investoren an den Börsen und der damit einhergehende Preisdruck dürfte nach meiner persönlichen Einschätzung nur voin kurzer Dauer sein. Mit Blick auf die enge globale Versorgungssituation und die Witterun gsprobleme in anderen Anbauländern erwarte ich einen weiterhin stablilen Preistrend. Dennoch erwarte ich weiterhin zum Teil starke Preisschwankungen.