Ernte 2011: Absackende Qualitäten - steigende Preise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 16.08.2011


Alle hoffen auf Erntewetter - oder zumindest einige Sonnentage. Unbeständiges Wetter läßt die Ernte nur im Schneckentempo vorankommen. Seit Erntestart streuten die Qualitäten stark, doch jetzt wachsen die Sorgen um die Qualität von Tag zu Tag.

 

Wachsende Sorgen auch bei den Mühlen
Auch sieben Wochen nach Erntestart ist die Getreide- und Rapsernte in Deutschland noch nicht abgeschlossen. Vor allem im Norden und Nordosten kommt die Ernte nur in Trippelschritten voran. Welche Mengen in welchen Qualitäten in Deutschland letztendlich geerntet werden, ist angesichts der nach wie vor unbeständigen Witterung noch offen.


Quelle: Deutscher Wetterdienst, 16.08.2011 - 09:00 Uhr

Sorgen um die Backqualitäten macht sich auch der Verband Deutscher Mühlen (VDM), Bonn. Der VDM rechnet mit einem Rückgang der Getreideernte in Deutschland um 8 % von 44 Mio.t im Vorjahr auf nur 41 Mio.t. Hinzu kommen zunehmende Qualitätsprobleme mit den angelieferten Qualitäten. Gute Qualitäten werden derzeit aus Sicht des VDM nur unzureichend angeboten. Immer mehr Verarbeiter haben einen drängenden Anschlußbedarf und sind bereit, Preisaufschläge zu zahlen, um kurzfristig qualitativ hochwertige Erntepartien in den Markt zu locken.

Viele Landwirte lagern qualitativ hochwertige Partien zunächst ein. Man spekuliert auf weiter steigende Kurse, da die Fallzahlen in einigen Regionen Deutschlands in Rekordtempo absacken. Der Rückgang der Fallzahlen dokumentiert, daß - wie bereits im vergangenen Jahr - die Aktivität stärkeabbauender Enzyme (Amylasen) im Getreidekorn durch die warme und feuchte Witterung enorm beschleunigt wird.

 

Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die schwache Marktversorgung aus der laufenden Ernte und die wachsenden Qualitätssorgen in Nordeuropa dafür sorgen, daß backfähige Getreidepartien immer öfter deutliche Preisaufschläge erzielen können. Für Weizen und Körnermais werden derzeit - mit regionalen Unterschieden - Preisaufschläge bis zu 20 Euro/t netto "über Matif" geboten, um prompt verfügbare Ware an den Markt zu locken.

Da die Futtermittelproduzenten mit einem höheren Anfall an Futterqualitäten rechnen, stand Futtergetreide zuletzt regional sogar leicht unter Druck. Der Preisdruck dürfte jedoch nach meiner persönlichen Einschätzung nur von kurzer Dauer sein, da
• der Futtergetreidebedarf international und EU-weit steigt,
• alternative Getreidearten ebenfalls teuer sind,
• die Nachfrage für die Ethanol-Produktion steigt,
• qualitativ minderwertige Partien in Biogasanlagen verwertet werden und
• das Exportgeschäft weitere Ware aus dem Markt zieht.

Auch Futtergetreide dürfte Preisniveau nach meiner Einschätzung weitgehend behaupten. Backfähige Qualitäten dürften ab sofort verstärkt von den Qualitätssorgen profitieren. Ich persönlich erwarte einen allmählich nach oben gerichteten Preistrends - auch gestützt durch die Kurserholung an den Börsen -, jedoch keine ausgeprägte Preis-Hausse.

 
 
 
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