Ernte 2011: Weizenpreise im Aufwärtstrend

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.08.2011


Noch immer ist die Ernte nicht abgeschlossen. Während in der Ferne die Hitzegewitter grummeln, wird jede Regenpause trotz Trocknungskosten genutzt, denn Qualitätsprobleme wachsen.

 

Marktlage
Vor allem der Norden und Nordosten ist von der unbeständigen Witterung betroffen. Die Niederschläge der letzten Tage haben die Flächen stark durchnäßt, so daß äußerst schwierige Erntebedingungen bestehen oder die Flächen gar nicht befahrbar sind. Im Norden stehen noch 35-40 % der Weizenbestände auf dem Halm. Im Westen kommt die Ernte seit dem Wochenende immer wieder ins Stocken.

Doch auch in den späteren Ernteregionen Hessens konnte die Ernte noch nicht abgeschlossen werden. Rund 10 % des Weizens stehen in den späteren Regionen noch auf dem Halm. Am Wochenende wurde - wo es möglich war - bis tief in die Nacht hinein gedroschen. Die letzen Weizenqualitäten streuen immer stärker. Frühreife Sorten ist häufig nur noch als Futterweizen zu vermarkten, während die Fallzahlen der späteren Sorten oftmals noch in Ordnung sind.

Der tägliche Regen und die warmen Temperaturen lassen die Probleme mit Fallzahlen, Auswuchs und Schwärzepilze von Tag zu Tag steigen. Gerade im Norden weisen die jetzt angelieferten Weizenpartien häufig nur noch Fallzahlen von 100-170 Sekunden auf.

Inzwischen wird geerntet, wann immer es die Witterung und die Befahrbarkeit der Böden erlauben. Die Trocknungskosten werden in Kauf genommen, um die Qualität zu retten. Der Preistrend für backfähige Qualitäten zeigt nach oben und der Bedarf für die Exportgeschäfte in den kommenden Wochen sorgt für Nachfrage (siehe auch "Weizen: Exportchancen bieten Preischancen" vom 19.08.2011).

Auch die Nach-Ernte-Arbeiten verzögern sich in vielen Regionen Deutschlands. Die Rapsaussaat wird - dort wo die Böden durchnäßt sind - verspätet in den Boden kommen. Die Zeit für die Arbeiten wird knapp und viele Betreiben passen ihre Anbaupläne immer wieder an.

 

Prognose
Ich bleibe bei meiner Einschätzung vom 16.08.2011:"... Die schwache Marktversorgung aus der laufenden Ernte und die wachsenden Qualitätssorgen in Nordeuropa dürften dafür sorgen, daß backfähige Getreidepartien immer öfter deutliche Preisaufschläge erzielen können. Für Weizen und Körnermais werden derzeit - mit regionalen Unterschieden - Preisaufschläge bis zu 15 Euro/t netto "über MATIF" geboten, um prompt verfügbare Ware an den Markt zu locken.

Da die Futtermittelproduzenten mit einem höheren Anfall an Futterqualitäten rechnen, stand Futtergetreide zuletzt regional sogar leicht unter Druck. Der Preisdruck dürfte jedoch nach meiner persönlichen Einschätzung nur von kurzer Dauer sein, da
• der Futtergetreidebedarf international und EU-weit steigt,
• alternative Getreidearten ebenfalls teuer sind,
• die Nachfrage für die Ethanol-Produktion steigt,
• qualitativ minderwertige Partien in Biogasanlagen verwertet werden und
• das Exportgeschäft weitere Ware aus dem Markt zieht.

Auch Futtergetreide dürfte sein Preisniveau nach meiner Einschätzung weitgehend behaupten. ..."

Zudem erwarte ich ab Mitte Oktober einen nachlassenden Wettbewerbsdruck aus Osteuropa und eine weitere Marktstabilisierung. Dabei darf nicht außer acht gelassen werden, daß - trotz des aktuell latent nach oben gerichteten Preistrends - zeitweilig starke Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen nicht auszuschließen sind.

 
 
 
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