Milch: Stabilisierungssignale vom Weltmarkt


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 25.04.2014


Alle reden vom Schwächetrend am globalen Milchmarkt. Daß sich die Milchpreise in Hessen, Deutschland und EU-weit in den letzten Monaten dennoch stabil entwickelten, findet kaum Beachtung. Dabei läßt der rege EU-Export dem latenten Preisdruck nur wenig Raum.

 

Marktlage
Mit Besorgnis verfolgten die Milchproduzenten in den letzten Wochen die Preisentwicklung am Milchmarkt und die Vertragsabschlüsse zwischen den Molkereien und dem LEH. Denn nach der Milchmarkt-Hausse im letzten Jahr stehen die Preise für Spot-Milch und Milchprodukte unter Druck.

Deutsche Markenbutter (lose, 25 kg-Block) wurde am 23.04.2014 an der Süddeutschen Butter- und Käse-Börse in Kempten mit 3,50 bis 3,60 Euro/kg rund 17,2 % niedriger notiert als im September 2013. Geformte Butter (250 g) lag mit 3,52 bis 3,58 Euro/kg um 18,6 % unter den Preisen im November 2013. Magermilchpulver (Lebensmittelqualität, 25 kg Säcke) notierte mit 3.040 bis 3.190 Euro/Tonne ab Werk 5,3 % unter den Preisen von Ende Februar 2014. In Hannover wurde Gouda/Edamer (Block, 48/45/40% F.i.Tr.) am 23.04.2014 mit 3,20 bis 3,40 Euro/kg um 11,7 % schwächer notiert als noch Ende Februar 2014.

Seit Mitte November 2013 haben die Preise für Spot-Milch aus Italien um fast 24 % nachgegeben und für Herkünfte aus den Niederlanden wurden sogar 41 % weniger gezahlt.


Nicht nur die hohen Milchanlieferungen und die rückläufigen Weltmarktpreise für Milchprodukte haben den Preis am Spot-Markt ins Rutschen gebracht. Auch die Preisverhandlungen zwischen den Molkereien und dem LEH sorgten für Preisdruck. Ende März senkte der LEH die Butterpreise in zwei kurz aufeinanderfolgenden Schritten von 1,19 auf 0,99 Euro/250 g und damit um bis zu 0,80 Euro/kg Butter.

Inzwischen ist jedoch wieder eine Marktstabilisierung zu erkennen. Die Nachfrage nach Butter und Käse ist gut und die Vermarktung läuft problemlos. Die Preise haben sich stabilisiert und konnten vereinzelt sogar leicht angehoben werden. Bei Käse und Magermilchpulver läßt der Preisdruck inzwischen deutlich nach.

Stabilisiert wird der Preistrend auch durch den nach wie vor stetigen Export. Die EU-Kommission weist für den Januar 2014 deutlich größere Exportmengen bei Milchprodukten aus als in Vorjahr. Die Ausfuhr von Magermilchpulver überstieg das Vorjahresvolumen um rund 43 %. Bei Vollmilchpulver lag die Exportmenge um 26 % höher und bei Butter um 15 %. Lediglich der Export von Käse war im Januar 2014 um 4,6 % kleiner als vor einem Jahr. Doch auch hier zeichnet inzwischen wieder eine lebhaftere internationale Nachfrage ab.

Für das Exportgeschäft haben die Molkereibranche einen stetigen Rohstoffbedarf. Die stetige Exportnachfrage festigte - trotz des Schwächetrends am Weltmarkt - die Molkerei-Auszahlungspreise in Deutschland und der gesamten EU.

 

 

Prognose
Zuletzt zeigten die Preise für Milch und Milchprodukte im internationalen Geschäft wieder erste Stabilisierungssignale. Darauf deuten auch die Ergenbnisse der neuseeländischen Handelsplattform "Global Dairy Trade" (GDT) hin. Zwar gaben die Preise zum fünften Mal in Folge noch einmal nach, doch am 15.04.2014 fiel der Rückgang mit 2,6 % deutlich geringer als zuvor aus. Beim vorherigen Handelstermin lag der Kursrutsch im Durchschnitt bei 8,9 %.

Auch bei Butter und Milchpulver fiel der Preisrückgang der GDT-Auktion sehr viel geringer aus als bei der Auktion Anfang April. Damit lassen die von Weltmarkt ausgehenden Baisse-Signale inzwischen etwas nach, zumal sich die globale Nachfrage offenbar leicht belebt.

Nach meiner persönlichen Einschätzung zeichnen sich derzeit für die nächsten Monaten keine Nachfrage-Einbrüche ab. Die weltweit allmählich erkennbare Konjunkturbelebung dürfte zudem positive Effekte auf das Handelsvolumen und die Exportpreise haben.

Nach meiner persönlichen Einschätzung könnte die weiter steigende Milchproduktion noch kleinere Preiskorrekturen nach unten nach sich ziehen. Doch insgesamt dürfte sich der latente Preisdruck der letzten Wochen abschwächen. Das globale Nachfragewachstum und erste Signale für eine Trendwende der Weltmarktpreise nach oben dürften die Abwärtskorrekturen eng begrenzen.

 
 
 
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