Börse: Gewinnmitnahmen nach USDA-Prognose


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.05.2014


Die USDA-Mai-Prognose brachte wenig Überraschendes. Nach dem umstrittenen Abspaltungsreferendum in der Ost-Ukraine blieb eine weitere Eskalation in Osteuropa aus und inzwischen gibt es erste Zeichen einer Entspannung. Kein Wunder, daß an der Börse zunächst einmal Gewinnmitnahmen in den Fokus standen.

 

Devisen & Konjunktur
Nach dem Abspaltungsreferendum in der Ost-Ukraine ist einen befürchtete neue Gewaltwelle ausgeblieben. Auch wenn die Situation noch immer angespannt ist, lassen neue Vermittlungsbemühungen zunächst keine neuen Eskalations-Risiken aufkeimen. Mit einem Runden Tisch will die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eine Lösung der verfahrenen Situation herbeiführen. Welche Konfliktparteien an den Gesprächen teilnehmen wollen, dürfen und letztendlich werden, ist derzeit noch unklar.

Infolge der Entspannungssignale in der Ukraine-Krise orientieren sich die Investoren an den Finazmärkten neu. Nachdem zahlreiche Aktien in den letzten Wochen herbe Verluste in Kauf nehmen mußten, sind jetzt die Schnäppchenjäger unterwegs. Rund um den Globus feierten die Aktienmärkte gestern kräftige Gewinne.

Für den Euro bot die Nachrichtenlage jedoch nur wenige Impulse. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3765 US-Dollar erneut niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar wieder etwas höcher gehandelt.

 

 

Energie
Auch an den Energiemärkte ließen die geplanten Ukraine-Gespräche die Spekulation auf weitere Rendite-Steigerungen verpufffen. Auch die in dieser Woche startende neue Verhandlungsrunde mit dem Iran über eine Lösung im Atom-Konflikt hat den Ölmärkten gestern weiteres Hausse-Potential entzogen.

Im November 2013 hatten die P5+1-Länder (USA, Rußland, Frankreich, Großbritannien, China, Deutschland) einen vorläufigen Kompromiß mit dem Iran gefunden. Bis zum 20. Juli wollen sich der Iran und die P5+1-Länder endgültig einigen.

Zum Handelsschluß wurde gestern ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juni zum Handelsschluß mit 100,95 Dollar leicht über dem Vorwochenniveau gehandelt. Heute im frühen Handel tendiert WTI-Öl weitgehend unverändert.
Auch Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Juni-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 108,41 Dollar ebenfalls wtwas teurer. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis keine klare Richtung.

 

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffmärkten ist die "Luft raus", denn statt neuer Hiobs-Botschaften gibt es jetzt Entspannungssignale:
• Entspannungssignale in der Ukraine-Krise,
• Entspannungssignale bei der Witterung in der EU, in Australien und in China,
• Entspannungssignale in der globalen Versorgungunsbilanz nach dem USDA-Bericht,
• Entspannungssignale nach dem kräftigen Aussaatfortschritt in den USA.

Nachdem das US-Landwirtschaftsministerium - anders als einige andere Analysten - mit einem Aufbau der globalen Endbestände bei Weizen (+0,5 %), Mais (+7,9 %) oder Sojabohnen (+22,8 %) rechnet, sind die Knappkeits-Theorien zunächst einmal vom Tisch. lediglich bei Rapssaat (+0,02 %) bleiben die Endbestände weitgehend unverändert, doch angesichts der Lagervorräte aus vorangegangenen Ernte (insbesondere in Kanada) kann auch hier von Knappheit keine Rede sein.

Damit standen gestern zunächst Gewinnmitnahmen im Vordergrund. An den Agrarrohstoffbörsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks gaben die Agrarrohstoff-Kurse nach. Gestern setzte der Brotweizen-Future seine Verlustserie fort. Die Mai-Fälligkeit wurde mit 202,25 Euro/t um -5,00 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Mai 2015 schlossen mit Kursverlusten bis -3,75 Euro/t. Auch Futterweizen schloß mit deutlichen Verlusten zum Vortag. Dagegen konnte sich Rapssaaten an den Börsen leicht erholen. Die August 2014-Fälligkeit zog um +0,25 Euro/t auf 3,59,25 Euro/t leicht an. Der November 2014-Termin wurde mit 363,25 Euro/t notiert. Die späteren Fälligkeiten ab Mai 2015 schlossen gemischt.

Im späteren Handel an den US-Börsen stand Getreide ebenfalls in den roten Zahlen. Ölsaaten gaben ihre Vortagsgewinne weitgehend wieder ab. Sojabohnen und Sojaschrot schlossen für die vorderen Fälligkeitstermine mit deutlichen Verlusten und auch Sojaöl gab leicht nach.

 

 

Prognose
Nachdem in den USA ungünstige Witterung die Aussaat der Sommerkulturen wochenlang verzögerte, hat die Aussaat in der letzten Woche einen kräftigen Sprung nach vorne gemacht. Nachdem die Mais-Bestellung Anfang Mai mit nur 29 % der Flächen weit hinter dem mehrjährigen Durchschnitt (42 %) zurückblieb, lag der Aussaatfortschrit Ende letzter Woche mit 59 % sogar über dem langjährigen Mittel (58 %). Auch die Aussaat der andern sommerkulturen kam gut vorran.

Daß sich die US-Winterweizen-Feldbestände auch in der letzten Woche (-1 %) erneut verschlechterten, wurde daher an den Agrarrohstoffbörsen nicht als Hausse-Signal gewertet. In Kansas wurden nur noch 13 % der Weizenbestände mit "gut" bzw. "sehr gut" bonitiert, so daß dieser wichtige Weizenproduzent die kleinste Ernte seit 1996 ernten dürfte.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß an den Agrarrohstoffbörsen die Getreidekurse zunächst weiter leicht unter Druck stehen, während sich bei Ölsaaten an den Anzeigetafeln im Börsensaal die grünen Zahlen überwiedern dürften.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

07.05.2014

Börse:Kursgewinne bei Getreide, Bremsspuren bei Ölsaaten

22.04.2014

Börse:Rückkehr zu den fundamentalen Daten

22.04.2014

Börse: Regen kühlt die Kurse ab

08.04.2014

Börse: Enttäuschte Rendite-Hoffnungen

08.04.2014

Börse: Erneut Preisauftrieb durch Ukraine-Faktor

07.04.2014

Börse: Gewinnmitnahmen nach Regen-Prognose

   
 
 
 
 

Seitenanfang