Börse: Weizen durchbricht 190 Euro-Marke nach unten


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.06.2014


Die hohen Ernteprognosen haben auch gestern für rote Zahlen im Börsenhandel mit Getreide und Ölsaaten geführt. Die Baisse-lastigen Fundamentalaspekte haben die Kurse unter die bisherigen Unterstützungsmarken abrutschen lassen. Auch der Kassamarkt ist inzwischen in den Abwärtssog der Börsen geraten.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro zeigt sich in den letzten Tagen von seiner stabilen Seite. An den Finanzmärkten wartet man zunächst einmal ab, ob von der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am morgigen Donnerstag neue Signale für die künftige Geldpolitik ausgehen. Die Spekulationen blühen, ob die EZB sie Zinsschraube weiter nach unten drehen wird oder ob keine weitere geldpolitische Lockerung vorgesehen ist. Die Analysten rechnen mehrheitlich mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik.

Damit steht auch der Euro ganz im Bann von drei dominierenden Unsicherheitsfaktoren:
• den geopolitischen Risiken der weiter schwelenden Ukraine-Krise,
• den geldpolitischen Risiken der bevorstehenden EZB-Ratsbeschlüsse und
• den wirtschaftspolitischen Risiken eines nur langsamen Wirtschaftswachstums.

Angesichts der Nachrichtenlage warten die Investoren am Devisenmarkt die weitere Entwicklung ab. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,33645 US-Dollar weitgehend unverändert zum Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar etwas niedriger gehandelt.

 

 

Energie
Die Konflikte im Osten der Ukraine finden an den Ölmärkten immer weniger Beachtung. Daher wurden die Risikoprämien seit Mitte Mai immer weiter abgebaut. Der Kursanstieg am gestrigen Mittwoch fiel entsprechend schmal aus.

Zum Handelsschluß wurde gestern ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juli zum Handelsschluß mit 102,66 Dollar leicht über dem Vortagesniveau gehandelt. Heute im frühen Handel wird WTI-Öl ebefalls teurer gehandelt.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Juli-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 108,82 Dollar weitgehend unverändert. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis deutlich nach oben.

Sinkende Ölreserven in den USA verteuern jetzt wieder Rohöl und seine Destillate. In den USA - weltweit die größte Volkswirtschaft und der größte Ölkonsument - sind die Lagervorräte gesunken. Nach den neuesten Zaheln des privaten American Petroleum Institutes sanken die US-Lagerbestände in der letzten Woche um 1,4 Millionen Barrel. Die Bekanntgabe der offiziellen US-Lagerdaten durch die der Regierung wird für heute Nachmittag erwartet.

 

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffmärkten ist nicht nur die "Luft raus". Auch gestern sind die Agrarrohstoffbörsen weiter abgerutscht. Nicht nur die hohen Ernteerwartungen bei Getreide und Ölsaaten haben die Rendite-Spekulationen zusammenbrechen lassen. Hinzu kamen technische Effekte im Börsengeschäft, die den Preisdruck zusätzlich verschärften.

Klare Baisse-Signale gehen derzeit von den Produktionsaussichten wichtiger Exportländer aus:
• von der zügigen und gute Entwicklung der Feldbestände in Deutschland und Frankreich,
• von den Niederschlägen der letzten Zeit in der Ukraine und im Westen Rußlands,
• von den besseren Wachstumsbedingungen nach den Niederschlägen in den USA,
• von der Verbesserung der Aussaatbedingungen in Kanada und
• von den besseren Aussaat- und Wachstumsvoraussetzungen in Australien.

An den Agrarrohstoffbörsen standen daher gestern Gewinnmitnahmen im Vordergrund. Diesseits wie auch jenseits des Atlantiks gaben die Agrarrohstoff-Kurse nach. An den EU-Börsen setzte der Brotweizen-Future seine Verlustserie fort. Die November-Fälligkeit durchbrach mit 189,75 Euro/t die 190 Euro-Marke nach unten und wurde um -0,75 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Ende 2015 schlossen mit Kursverlusten. Auch Futterweizen schloß mit deutlichen Verlusten zum Vortag. Auch Rapssaaten setzten ihre Talfahrt an den Börsen fort.

Im späteren Handel an den US-Börsen stand Getreide ebenfalls in den roten Zahlen. Ölsaaten gaben ihre Vortagsgewinne weitgehend wieder ab. Sojabohnen und Sojaschrot schlossen für die vorderen Fälligkeitstermine mit Verlusten und auch Sojaöl gab weiter nach.

Auch der Kassamarkt ist zwischenzeitlich in den Sog der Talfahrt der Börsenkurse geraten. Wenige Wochen vor dem erwarteten frühen Erntestart besteht nur noch geringes Kaufinteresse. Mühlen und Futtermittelhersteller haben sich als Käufer vom Markt zurückgezogen. Für Lagerpartien finden sich meist nur bei Gewährung von Rabatten Käufer. Auch die Preisgebote für Lieferungen ex-Ernte-2014 wurden zurückgenommen.

 

 

Prognose
Allmählich dürften die höheren Ernteprognosen in den Kursen eingepreist sein. Die Investoren an den Agrarrohstoffbörsen haben ihre Investitionen umgeschichtet und zudem haben die Aktienmärkte zuletzt wieder an Attraktivität verloren.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß an den Agrarrohstoffbörsen sowohl die Getreidekurse wie auch die Ölsaatenkurse wieder ins Plus drehen und den Börsentag eventuell wieder mit grünen Zahlen beenden könnten.

 
 
 


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