Börse: Leichte Stabilisierungssignale


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.06.2014


Die Aussicht auf weiterhin billiges Zentralbankgeld hat die Finanzbranche beflügelt und den Aktienmärkten kräftigen Rückenwind verliehen. Deutlich weniger euphorisch entwickeln sich die Agrarrohstoffmärkte angesichts der hohen Ernteerwartungen, - trotz neuer Witterungsrisiken.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro zeigt sich weiterhin von seiner stabilen Seite. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) am vergangenen Donnerstag den Leitzins auf das historische Rekordtief von 0,15 % gesenkt hatte, war in der Finanzbranche eines klar: Es fließt weiter billiges Geld!

Nicht nur die extrem niedrigen Zinsen in Europa haben seitdem die Finanzmärkte beflügelt. Auch neue gute Konjunkturdaten aus Asien - insbesondere aus China und Japan - ließen am Pfingstmontag die Stimmung an den Aktienmärkten deutlich steigen. Die billige Liquidität ist weltweit auf der Suche nach renditeträchtigen Investitionen an den Börsen.

Daß der Deutsche Aktien-Index DAX nach der EZB-Entscheidung die 10.000 Punkte-Marke geknackt hat, ist daher eher als Zeichen fehlender Anlagealternativen zu werten.
Am Pfingstmontag wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3608 US-Dollar weitgehend unverändert zum Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar etwas niedriger gehandelt.

 

 

Energie
Die Aussicht auf weiterhin billiges Geld hat die Investitionslust auch an den Energiemärkten beflügelt. Vor allem die besseren Konjunkturaussichten für China und Japan haben die Ölpreise seit Wochenbeginn nach oben getrieben. Die Erwartung eines höheren Ölverbrauchs bringt den Ölbörsen weltweit spürbaren Auftrieb.

Am Pfingstmontag wurde zum Handelsschluß ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juli zum Handelsschluß mit 104,41 Dollar über dem Vortagesniveau gehandelt. Heute im frühen Handel wird WTI-Öl ebenfalls teurer gehandelt.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Juli-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 109,99 Dollar mit deutlichen Gewinnen. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis weiterhin deutlich nach oben.

Morgen treffen sich die Vertreter der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) in Wien, um über ihre Marktstrategie zu beraten. Man rechnet jedoch nicht damit, daß es bei der offiziellen Fördermenge von 30 Millionen Barrel pro Tag Änderungen geben wird, nachdem der saudiarabische Erdölminister Ali al-Naimi auch Mitte Mai von einem ausgeglichenen Markt gesprochen hat.

 

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffmärkten konnten sich die Börsenkurse Ende letzter Woche wieder leicht stabilisieren. Denn wieder einmal haben neue Witterungsprobleme die Rendite-Hoffnungen an den Börsen entfacht.

Monatelang war es in den USA in den südlichen und zentralen Anbaugebieten der "Großen Ebenen" viel zu trocken. Für die „Südlichen Ebenen“ rechnete das US-Landwirtschaftsministerium bereits Mitte Mai mit einem Produktionsausfall von 25 % zum Vorjahr. Doch inzwischen bereitet Dauerregen Sorgen: In den „Großen Ebenen“, die sich östlich der Rocky Mountains vom US-amerikanischen Texas im Süden bis nach Kanada erstrecken, behindert Regen im Süden inzwischen die Ernte und verzögert weiter nördlich in Kansas den Erntebeginn.

An den Agrarrohstoffbörsen flachte daher die Talfahrt der Börsenkurse in den letzten Tagen zwar ab. Dennoch setzte an den EU-Börsen der November-Termin des Brotweizen-Futures seine Verlustserie seit Anfang Mai weiter fort. Die November-Fälligkeit wurde gestern mit 190,75 Euro/t um -2,25 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Ende 2015 schlossen mit Kursverlusten. Auch Futterweizen schloß mit deutlichen Verlusten zum Vortag. Nach den Verlusten am letzten Freitag konnten sich dagegen Rapssaaten an den Börsen leicht erholen.

Im späteren Handel an den US-Börsen stand Getreide ebenfalls in den roten Zahlen. Der Börsenhandel der letzten Tage zeigt jedoch, daß hinsichtlich einer klaren Kursrichtung Unsicherheit besteht. Sojabohnen und Sojaschrot schlossen für die vorderen Fälligkeitstermine mit Verlusten, während spätere Termine Kursgewinne erzielten. Bei Sojaöl dominierten dagegen grüne Zahlen die Anzeigetafeln im Börsensaal.

Der Kassamarkt ist zwischenzeitlich in den Sog der Talfahrt der Börsenkurse und der erwarteten großen Ernte geraten. Nachdem nicht nur die EU-Kommission, sondern auch mehrere Analystenhäuser ihre Ernteprognosen erneut leicht angehoben haben, hat sich der Preisdruck verstärkt. Infolge des erwarteten frühen Erntestarts besteht zudem nur noch geringes Kaufinteresse. Auch die Preisgebote für Lieferungen ex-Ernte-2014 wurden zurückgenommen.

 

 

Prognose
Nachdem sich bei den Produzenten allmählich die Überzeugung durchgesetzt hat, daß für "Restposten" am Kassamarkt aus der Ernte 2013 keine Preissteigerungen mehr zu erwarten sind, kommen zwar vereinzelt Geschäfte zustande, viele Verkäufer warten bei den derzeit unattraktiven Preisen aber auch weiter ab. Auch für Geschäfte ex-Ernte-2014 zeigen Anbieter wenig Interesse, so daß die Umsätze sehr gering ausfallen.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß die Investoren die neuen Wetterrisiken zunächst nur aufmerksam beobachten und sehr vorsichtig bleiben werden. Sowohl die Getreide- wie auch die Ölsaatenkurse dürften angesichts der höheren Ernteerwartungen weiter unter latentem Preisdruck stehen, allerdings dürften die Witterungsrisiken für stärkere Stabilisierungssignale sorgen.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

04.06.2014

Börse: Weizen durchbricht 190 Euro-Marke nach unten

07.05.2014

Börse: Kursgewinne bei Getreide, Bremsspuren bei Ölsaaten

22.04.2014

Börse: Rückkehr zu den fundamentalen Daten

22.04.2014

Börse: Regen kühlt die Kurse ab

08.04.2014

Börse: Enttäuschte Rendite-Hoffnungen

08.04.2014

Börse: Erneut Preisauftrieb durch Ukraine-Faktor

07.04.2014

Börse: Gewinnmitnahmen nach Regen-Prognose

   
 
 
 
 

Seitenanfang