Börse: Weiter im Abwärtstrend


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.07.2014


Wieder einmal sind die Agrarrohstoffbörsen Trendsetter der abschmierenden Getreide- und Ölsaatenpreise. Höhere globale Ernteerwartungen und der flotte Erntefortschritt auf der Nordhalbkugel haben die Abwärtsdynamik an den Börsen gestern verstärkt.

 

Devisen & Konjunktur
Anfang Mai hatte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi ein umfassendes Liquiditätsprogramm für die Euro-Zone angekündigt. Seither hat der Euro gegenüber dem Dollar zwar etwas nachgegeben.

Doch insgesamt bleibt der Euro ohne große Kursschwankungen auf Stabilitätskurs. Denn die Zahlen zur Wirtschaft in der Euro-Zone lassen erwarten, daß die EU auf eine zügigere Erholung zusteuert.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3518 US-Dollar etwas niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar erneut teurer gehandelt.

 

 

Agrarrohstoffe
Gute Druschergebnisse bei Getreide und Raps in Europa und Übersee haben die Erntepreise auf Talfahrt geschickt. Die Aufwärtskorrekturen der Welt-Getreideernte durch mehrere Analystenhäuser, - darunter auch bei Weizen -, haben den Preisdruck noch einmal verschärft.

In der EU geht die Ernte trotz der wechselhaften Witterung zügig voran. Die die Prognoseabteilung der EU-Kommission geht in ihrem Bericht vom 21.07.2014 von Getreideerträgen auf Vorjahresniveau aus. Außer bei Durum und Braugerste rechnen die EU-Analysten bei allen Kulturen mit Erträgen über dem 5-Jahres-Durchschnitt. Mit 5,31 t/ha soll der Getreideertrag den langfristigen Durchschnitt um 4,4 % übersteigen.

In der Ukraine konnten bereits 52 % der Getreidefläche gedroschen werden. Die Durchschnittserträge liegen mit 3,14 t/ha rund 7,5 % über dem Vorjahresertrag (2,92 t/ha).

In Rußland liegt der Erntefortschritt bei 15,4 % der Getreidefläche. Der Getreide-Durchschnittsertrag liegt bisher mit 3,51 t/ha mehr als 16 % über dem Vorjahresergebnis (3,01 t/ha). Die Winter- und Sommer-Weizenernte konnte zu 22,7 % abgeschlossen werden. Mit 3,61 t/ha liegen die Weizenerträge ebenfalls über dem Vorjahresertrag (3,17 t/ha). Das russische Landwirtschaftsministerium hat seine Ernteprognose inzwischen von 97 Mio.t auf 100 Mio.t angehoben. Andere Analysten halten eine noch höhere Ernte für möglich. Rußland erwartet, seine Getreideexporte 2014/15 auf 27-30 Mio.t ausweiten zu können (VJ: 25,37 Mio.t).

In den USA kommt die Ernte bei gutem Erntewetter gut voran. Die Winterweizenernte ist zu 75 % abgeschlossen. Von den Niederschlägen konnten die nördlichen Anbaugebiete noch etwas profitieren, so daß die Erträge höher liegen als erwartet. Die hohen Ernteerwartungen bei Mais und Sojabohnen verstärken den Preisdruck am Getreidemarkt.

In Kanada hat sich das Anbauwetter verbessert. 77 % der Getreidebestände erreichen die Bonitierung "gut" bzw. "sehr gut".

An den Börsen setzten diesseits wie auch jenseits des Atlantiks die Getreide- und Ölsaatenkurse ihren Abwärtstrend fort. An den EU-Börsen setzte der November-Termin des Brotweizen-Futures seine Verlustserie seit Anfang Mai weiter fort. Die November-Fälligkeit wurde gestern mit 176,25 Euro/t um -300 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Ende 2015 schlossen mit Kursverlusten. Auch Futterweizen schloß mit deutlichen Verlusten zum Vortag. Nach den vorangegangenen hohen Verlusten mußten Rapssaaten erneut Kursverluste von -8,25 Euro/t für die August-Fälligkeit in Kauf nehmen. Kanadischer Canola-Raps geriet erneut in den Abwärtssog der Sojapreise.

Im späteren Handel an den US-Börsen stand Brotweizen wie auch die anderen Weizenqualitäten ebenfalls in den roten Zahlen. Auch Mais gab weiter nach. Nach dem Kursrutsch der Vortage schwächte sich die Talfahrt bei Sojabohnen und Sojaöl gestern ab. Bei Sojaschrot zeigte sich bei der August-Fälligkeit bereits wieder grüne Zahlen auf den Anzeigetafeln im Börsensaal.

Der Kassamarkt steht weiterhin unter "Erntedruck". Die wechselhafte Witterung und die hohe Luftfeuchte lassen Sorgen hinsichtlich der Erntequalität aufkommen. Wegen der regional hohen Flächenerträge setzt sich der Preisdruck aber weiter fort.

 
 
 


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