Weizen: Preise auf 4-Jahres-Tief


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.07.2014


Fällt das Backweizenangebot nun komfortabel aus oder doch knapp? Das hängt letztendlich vom EU-Erntewetter, dem geopolitischen Konflikte in Osteuropa, der Möglichkeit eines neuen "El Niño"-Ereignisses und zahlreichen weiteren Risiken ab. Im Börsenhandel zeigt der Weizenpreis inzwischen bereits wieder aufwärts.

 

Marktlage
Die Befürchtung, daß die Brotweizen-Börsenkurse auf 180 Euro/t absacken könnten, hat sich zwischenzeitlich bestätigt.
In den Bericht vom 29.04.2014 "Ernte 2014: Mit welchen Preisen kann man rechnen?" (nur für CASH!-Mitglieder) heißt es: "... Sollten sich die Anbauprobleme auch in den USA entspannen, gehe ich persönlich davon aus, daß sich der latente Preisdruck verstärkt und der November-Termin an der Börse bis zur Ernte bei Brotweizen auf 180 Euro/t abbröckeln könnte. ..."

Die Preise sind abgebröckelt und sind an der Warenterminbörse in Paris seit dem 14.07.2014 unter die 180 Euro-Marke gerutscht. Auch am Kassamarkt sind die Preise seit Anfang Mai inzwischen um 17 % eingebrochen. Für Brotweizen werden derzeit nur noch Preise von 150 bis 170 Euro/t netto je nach Menge und Parität geboten.

Die Weizenpreise sind damit auf ein 4-Jahres-Tief abgesackt. Die Weizenproduzenten haben daher wenig Interesse, weitere ex-Ernte-Geschäfte abzuschließen. Viele Anbieter entscheiden sich daher zunächst einmal für die Einlagerung und wollen die weitere Preisentwicklung abwarten.

Vieles spricht dafür, daß diese Entscheidung richtig sein könnte. Denn allmählich läßt die wechselhafte Witterung bei den Verarbeitern, im Exporthandel und auf den anderen Handelsebenen Zweifel an den Erntequalitäten aufkommen. In ganz Europa hat es im Juli so stark geregnet, daß von Großbritannien bis in die Ukraine von nachlassenden Weizenqualitäten berichtet wird. Bei Weizenpartien aus den großen Anbaugebieten im Osten Frankreichs und aus mehreren Regionen Deutschlands werden teilweise sehr schwache Fallzahlen und niedrigere Proteinwerte als üblich gemessen.


Derzeit ist absehbar, daß nicht nur aus Großbritannien - wie bereits häufig in der Vergangenheit - ein höherer Anteil an Futterweizen zu erwarten ist. Auch in den beiden größten Erzeugerländern Frankreich und Deutschland wird ein höherer Anteil an Futtergetreidequalitäten erwartet. In Deutschland wurden vereinzelt bereits Partien mit Fallzahlen unter 100 Sekunden gedroschen.

Zudem setzt sich die Meinung durch, daß die Ernteprognosen für die Ukraine zu hoch angesetzt sind. Nicht nur durch zu viel Nässe, sondern auch infolge der Lage in der Ostukraine rechnet man mit einer Abwärtskorrektur der Erntemengen und einem höheren Anteil schwächerer Weizenqualitäten.

 

 

Prognose
Das Regenwetter in Europa bereitet nicht nur den Landwirten Sorgen. Auch bei Verarbeitern und im Handel macht man sich zunehmende Sorgen über die Weizenqualitäten, denn eine stabile Schönwetterlage ist zunächst nicht in Sicht. Erst ab Anfang August wird mit einer Wetterberuhigung gerechnet.

Nicht nur in Frankreich und Deutschland sind die Käufer daher mit größerem Kaufinteresse an guten Backqualitäten am Markt. Einige Mühlen und der Exporthandel sichern ihren Bedarf inzwischen mit vorgezogenen Zukäufen ab. Daher wirkt der Erntedruck mittlerweile nur noch bei schwächeren Qualitäten aus. Gute Backqualitäten haben sich preislich stabilisiert. Die Notierungen an den Börsen sind wieder gestiegen.

Der inzwischen etwas schwächere Euro-Kurs erleichtet mittlerweile wieder das Exportgeschäft, so daß die Nachfrage des Exporthandels in der nächsten Zeit steigen dürfte. Bereits die Erwartung einer anziehenden Exportnachfrage dürfte auch am Kassamarkt für Preisauftrieb bei Backqualitäten sorgen.

Fazit: Vor allem für hochwertige Backweizenqualitäten werden sich nach meiner persönlichen Einschätzung ab sofort auch am Kassamarkt die Markt- und Preischancen verbessern. Die Preisdifferenz zu Futtergetreide dürfte sich in den nächsten Tagen daher weiter vergrößern.

 
 
 
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