Weizen: Backqualitäten schaffen die Trendwende


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.08.2014


Regenwetter in weiten Teilen Europas und das flotte internationale Exportgeschäft haben den Qualitätsweizenpreisen am Kassamarkt seit der letzten Woche Auftrieb gegeben. Sogar an den Börsen brachten die Qualitätssorgen die Kurse zuletzt ins Plus. Doch der Futterweizenmarkt hat noch immer den Rückwärtsgang eingelegt.

 

Marktlage
Starke Niederschläge haben die Ernte nicht nur in Deutschland in den letzten Tagen erneut ins Stocken gebracht. Ob Irland oder Frankreich im Westen der EU oder Polen und Bulgarien im Osten, seit Anfang August ist regional nach erheblichen Niederschlagsmengen die Befahrbarkeit der Böden stark eingeschränkt.


Nicht nur die erneute Ernteverzögerung verringert das prompte Angebot. Auch die Entscheidung vieler Produzenten, qualitativ einwandfreie Backqualitäten zunächst einmal einzulagern und auf weitere Preisanstiege zu spekulieren, reduziert das ex-Ernte-Angebot an guten Backqualitäten.

Daher haben sich die Backweizenpreise stabilisiert, während die Futterweizenpreise nach wie vor den Rückwärtsgang eingelegt haben. Der Preisabstand zwischen Back- und Futterqualitäten hat sich inzwischen auf 7 bis 15 Euro/t vergrößert; Qualitätsweizen erzielt eine zusätzliche Prämie von 4 bis 5 Euro/t.

Im Großhandel spiegeln sich die streuenden Qualitäten bereits in einer differenzierteren Preisgestaltung wider. An der Produktenbörse Mannheim wurde Eliteweizen (E) zuletzt preisstabil notiert. Qualitäts- (A) und Brotweizen (B) gaben leicht um 1 bis 2 Euro/t nach, während die Großhandelspreise bei Futterweizen (C) um 5 Euro/t abrutschten.


Vorgezogene Ernte: Noch bis Mittwoch soll das Wetter unbeständig bleiben. Viele Produzenten ziehen daher die Weizenernte trotz noch höherer Feuchtewerte vor, um keine oder keine weiteren Qualitätseinbußen bei den Fallzahlen zu riskieren. Die Mähdrescher rollen, sobald die Sonne die die Weizenbestände weitgehend abgetrocknet hat. An den Annahmestellen des Landhandels führt das wechselhafte Wetter daher immer wieder zu einem Stoßgeschäft. Bei Feuchtegehalten von oftmals 15 bis 17 % bei vielen Druschpartien geht an der Getreidetrocknung kein Weg vorbei.

Oftmals schwache Proteinwerte (Trockenheit zum Düngetermin, "Verdünnungseffekt" etc.) und nachlassende Fallzahlen bereiten auch dem Exporthandel Sorgen. Denn am Weizenmarkt läuft die internationale Nachfrage nach EU-Weizen nach wie vor sehr flott. Die Weizenexporte in der gerade begonnenen Saison 2014/15 lagen bis zum 30.07.2014 mit 1,3 Mio.t zwar rund 18 % hinter dem Vorjahreswert zurück. Doch im langjährigen Vergleich liegen die Exportnachfragen weiterhin auf hohem Niveau.


Nicht nur in Frankreich und Deutschland sind die Käufer daher mit größerem Kaufinteresse an guten Backqualitäten am Markt. Auch der Exporthandel sichert seinen Bedarf inzwischen mit vorgezogenen Zukäufen ab. Aufgrund der zum Teil erheblichen Qualitätsprobleme in Frankreich - vor allem im Norden und Osten des Landes - haben die Exporthändler zunehmend Schwierigkeiten die Qualitätskriterien zu erfüllen.

 

 

Prognose
Noch immer ist eine stabile Schönwetterlage in Sicht. Morgen soll in Frankreich die Sonne scheinen, doch schon übermorgen ziehen neue Regenwoken von Norden her ins Land. In Deutschland wird ab Mittwoch wieder Druschwetter erwartet, doch in den östlichen EU-Ländern dürfte Regen auch am Donnerstag noch immer die Ernte behindern.

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Ernteprognose für die EU auf 147 Mio.t Weizen nur um 0,2 Mio.t nach oben korrigiert. Für den Futterweiezenverbrauch haben die IGC-Analysten ihre Futterweizenverbrauch jedoch gleich um 2 Mio.t auf 49,5 Mio.t heraufgesetzt. Damit läge der Verbrauch bei Futterweizen rund 6 Mio.t über Vorjahresniveau, während beim Brotweizen keine Verschiebungen zum Vorjahr erwartet werden.
Zudem rechnet der IGC für Australien, Kanada und die Ukraine mit einer kleineren Weizenernte als im Vorjahr rechnet.

Der Erntedruck bei den Preisen wirkt sich daher mittlerweile nur noch bei schwächeren Qualitäten aus. Gute Backqualitäten haben nach meiner persönlichen Einschätzung nicht nur am Kassamarkt, sondern auch im Börsenhandel inzwischen die Trendwende geschafft. Vor allem Aufmischqualitäten dürften weitere Prämien realisieren können.

Der inzwischen schwächere Euro-Kurs erleichtet zudem das Exportgeschäft, so daß die Nachfrage des Exporthandels in der nächsten Zeit steigen dürfte.

 
 
 
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