Börse: Flaute bei Getreide - Rallye bei Ölsaaten


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 11.08.2014


Gewitterstimmung herrscht auch an den Finanzmärkten. Denn für die geopolitischen Krisenherde rund um den Globus zeichnet sich keine Entspannung ab, an den Aktienmärkten sind die Kurse in den letzten Wochen eingebrochen und Kriegs- wie auch Rezessionsgefahren lassen die Investoren erneut in "sichere" Anlagehäfen flüchten. Gewinnmitnahmen vor dem morgigen USDA-Bericht bringen dennoch Getreide in die roten Zahlen.

 

Devisen & Konjunktur
Unwohlsein bestimmt derzeit das Geschäft an den Finanzmärkten. Die Liste der Krisenherde wird immer länger: Die Waffengewalt in der Ukraine, Libyen, Gaza, Irak und weiteren Staaten des Nahen Ostens, die Ebola-Epidemie in Afrika, die Sanktionsspirale zwischen Rußland und den Weststaaten und die expansive Geldpolitik der Notenbanken haben die Investoren an den Finanzmärkten in Deckung gehen lassen.

Hinzu kommt eine bessere Konjunkturentwicklung in den USA, denen Zweifel über die Zukunftsaussichten gegenüberstehen. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) in den USA, das im ersten Quartal 2014 um 2,1 % gefallen war, erhöhte sich in den nach den Wintermonaten von April bis Juni um 4 %.
An den Finanzmärkten rechnet man mehrheitlich damit, daß sich die Aussichten für die US-Konjunktur und damit auch die Lage am Arbeitsmarkt weiter verbessern wird. Doch das ist keinesfalls gesichert: Ein Bericht des US-Wirtschaftsministeriums über die Entwicklung der Lagerbestände auf Großhandelsebene zeigt auf, daß die erhoffte Beschleunigung des Wirtschaftswachstums in der zweiten Jahreshälfte keineswegs gesichert ist.

Dennoch gerät der Euro zunehmend in den Schatten der US-Konjunktur und des US-Dollars. Am Freitag wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3388 US-Dollar erneut niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar erneut niedriger gehandelt.

 

 

Energie
Die Luftangriffe der USA im Norden des Irak gegen die Milizen des Islamischen Staats (IS) haben die Ölpreise Ende letzter Woche wieder nach oben getrieben.

Am Freitag wurde zum Handelsschluß ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September zum Handelsschluß mit 97,65 Dollar über dem Vortagesniveau gehandelt. Heute im frühen Handel wird WTI-Öl weiterhin auf dem höheren Niveau gehandelt.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur September-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 105,02 Dollar mit leichten Verlusten. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis wieder nach oben.

 

 

Agrarrohstoffe
Die guten Wachstumsbedingungen in den USA für Sommerweizen und die weiterhin hohen globalen Ernteerwartungen haben am Freitag an den US-Börsen die Getreidekurse stark unter Druck gebracht. Vor der morgigen Veröffentlichung der August-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums gingen die Investoren auf Nummer Sicher und nahmen zunächst einmal Gewinne mit.

Die EU-Börsen hatten diesen Negativ-Vorgaben nichts entgegenzusetzen, so daß sich die Getreide-Kurse nicht dem Abwärtssog aus Übersee entziehen konnten. Letztendlich fehlten neue dramatisierende Informationen zu der Qualitätsproblematik der EU-Weizenernte.

An den EU-Börsen zeigte der Brotweizen-Futures erneut nach unten. Die November-Fälligkeit wurde gestern mit 174,25 Euro/t um -2,00 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Ende 2016 schlossen mit Kursverlusten. Ebenso schloß Futterweizen erneut mit Verlusten zum Vortag. Nachdem private Analysten die US-Ernteerwartungen noch einmal nach oben geschraubt hatten, wurde Mais mit 154,5 Euro/t für die November-Fälligkeit erneut um -2,00 Euro/t niedriger als am Vortag festgesetzt. Dagegen folgen Rapssaaten dem Kursanstieg bei Soja an der US-Börse. Mit 328,00 Euro/t wurde ein Kursgewinn von +1,00 Euro/t für die November-Fälligkeit verbucht. Auch Kanadischer Canola-Raps konnte von dem Preisauftrieb am Sojamarkt profitieren.

Auch im späteren Handel an den US-Börsen stand Brotweizen wie auch die anderen Weizenqualitäten deutlich in der Verlustzone. Auch Mais gab weiter nach. Dagegen setzten Sojabohnen und Sojaschrot ihren Mitte Juli begonnenen Stabilisierungstrend fort. Dagegen stand Sojaöl leicht in den roten Zahlen.

 

 

Prognose
Am Anfang dieser Woche sind die Investoren an den Agrarrohstoffbörsen zunächst auf Tauchstation gegangen. Immerhin steht die Veröffentlichen von zwei weiteren US-Berichten an:
• heute um ca. 22:00 Uhr unserer Zeit der Bericht zu Feldbestandsentwicklung in den USA und
• morgen um ca. 18.00 Uhr unserer Zeit die August-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums
  zur weltweiten-Angebot-Nachfrage-Situation.

Für die USA haben viele Analysten ihre Ernteerwartungen für Körnermais nach oben korrigiert. Für die EU haben sich zwar die Qualitätsbedanken bei Weizen quer durch die Regengebiete Westeuropas verschärft, doch zugleich haben private Analysten ihre Ernteerwartungen angehoben.

An den Agrarrohstoffbörsen dürften die Investoren nach meiner persönlichen Einschätzung vor allem bei Getreide vorsichtig bleiben. Man wird erst einmal abwarten, welche Trendsignale von den neuen Zahlen zur globalen Marktversorgung bei Weizen und Mais ausgehen. Getreide an den Agrarrohstoffbörsen dürfte daher nach meiner Erwartung heute auf Schwächekurs bleiben.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

29.07.2014

Börse: Noch immer eine Wetterfrage

22.07.2014

Börse: Weiter im Abwärtstrend

10.07.2014

Börse: Erntefortschritt verschärft Preisdruck

10.06.2014

Börse: Leichte Stabilisierungssignale

04.06.2014

Börse: Weizen durchbricht 190 Euro-Marke nach unten

07.05.2014

Börse: Kursgewinne bei Getreide, Bremsspuren bei Ölsaaten

   
 
 
 
 

Seitenanfang