Weizen: Börse auf 4-Jahres-Tief


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 11.09.2014


Noch immer hat der Weizenmarkt den Rückwärtsgang eingelegt. An den EU-Börsen sind die Weizenkurse auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren abgerutscht - Tendenz weiter fallend. Und das trotz boomendem EU-Weizenexport und stagnierender Kassamarktpreise.

 

Marktlage
Auf nur noch 167,25 Euro/t ist der Mahlweizen-Kurs an der Warenterminbörse in Paris für die November-Fälligkeit gestern gefallen. Heute mittag steht der Börsenhandel erneut um 1,75 Euro/t im Minus und die Marke von 165 Euro/t kommt in Sicht.

Denn seit Tagen wirft die für heute abend um ca. 18:00 Uhr unserer Zeit angekündigte Veröffentlichung der September-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums einen düsteren Schatten auf die Börsengeschäfte. Die Börse in Paris steht zudem im Abwärtssog steigender Weizen-Lagerbestände in Frankreich, die aufgrund schwacher Qualitäten oftmals nicht für den Export geeignet sind.

Doch trotz der Baisse-Stimmung an den Börsen können die Backweizenpreise am Kassamarkt ihr Niveau noch weitgehend behaupten. Der Preisabstand zwischen Back- und Futterqualitäten hat sich inzwischen auf 10 bis 20 Euro/t je nach Parität und Dringlichkeit des Bedarfs vergrößert. Qualitätsweizen erzielt bereits eine zusätzliche Prämie von 5 bis 10 Euro/t.


Denn die seit Wochen anhaltende regnerische Wetterlage in Westeuropa hat einen großen Teil der Erntemange zu Futterweizen degradiert oder eine Beerntung sogar ganz verhindert. Viele der noch stehenden Weizenbestände werden inzwischen untergemulcht.

Die Qualitätsverluste haben das prompte Angebot an guten Backqualitäten erheblich verringert. Aus Frankreich, - dem größten Weizenproduzenten in der EU -, wurde jetzt bekannt, daß nur rund 46 % der Ernte Fallzahlen von 220 Sekunden und mehr erreicht. Im letzten Jahr waren es immerhin rund 99 % der Ernte.

Oftmals schwache Proteinwerte (Trockenheit zum Düngetermin, "Verdünnungseffekt" etc.) und niedrige Fallzahlen bereiten auch dem Exporthandel Sorgen. Denn am Weizenmarkt boomt die internationale Nachfrage nach EU-Weizen. Die Weizenexporte in der Saison 2014/15 lagen bis zum 09.09.2014 mit 4,65 Mio.t bereits rund 4 % über dem Vorjahreswert. Und auch im langjährigen Vergleich erreicht die Exportnachfrage Rekordwerte.


Das Kaufinteresse des Exporthandels an guten Backqualitäten ist angesichts der flotten Nachfrage groß. Für gesuchte Qualitäten werden steigende Prämien gezahlt, denn die Exporthändler haben Schwierigkeiten die Qualitätskriterien zu erfüllen. Im harten Wettbewerb um Marktanteile am Weltmarkt will man keinen Kunden verlieren.

Der inzwischen immer schwächere Euro-Kurs erleichtet zudem das Exportgeschäft, so daß die Nachfrage des Exporthandels in der nächsten Zeit hoch bleiben dürfte.

 

 

Prognose
An den Börsen setzte sich die Baisse-Stimmung fort, denn von der für heute abend um ca. 18:00 Uhr unserer Zeit angekündigten September-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums werden weitere Negativ-Signale erwartet. Sollte sich diese Erwartung bestätigen, erwarte ich persönlich an den Börsen noch einmal einen Kurseinbruch, der kurzfristig im Börsenhandel auch drastisch ausfallen könnte.

An den Kassamärkten dürfte ein weiterer Kursrutsch an den Börsen nach meiner Einschätzung
• bei schwachen Qualitäten den Preisdruck deutlich verstärkten,
• bei normalen Backqualitäten den Preise keinen Spielraum nach oben geben, während
• bei hochwertigen Backqualitäten die Qualitätsprämie noch weiter steigen dürfte.

Denn das Angebot bei allen Weizenqualitäten dürfte in den kommenden Wochen noch spärlicher als bisher ausfallen:
• Die Offerten an E- und A-Qualitäten dürften weit hinter der Nachfrage zurückbleiben.
• Bei Brotweizen setzen Verkäufer auf die Signalwirkung hochwertiger Qualitäten und flotte Exporte.
• Bei Futterweizen hoffen die Anbieter trotz schwacher Nachfrage auf eine Trendwende am Weltmarkt.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
04.08.2014 Weizen: Backqualitäten schaffen die Trendwende
23.07.2014 Weizen: Preise auf 4-Jahres-Tief
22.07.2014 Ernte 2014: Steigende Chancen für gute Qualitäten
10.07.2014 Ernte 2014: Regen tröpfelt die Trendwende herbei
04.06.2014 Ernte 2014: Regen-Baisse am Weizenmarkt
04.06.2014 Börse: Weizen durchbricht 190 Euro-Marke nach unten
09.04.2014 Ernte 2014: Weizen - Boom oder Crash?
30.03.2014 Weizen: Die Nervosität steigt   *** Analyse ***
10.03.2014 Weizen: Stetige Nachfrage, steigende Preise
   
 
 
 
 

Seitenanfang