Börse: Kursrutsch


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.09.2014


Auch die weiterhin lockere Geldpolitik der Notenbanken kann den Absturz der Rohstoffpreise nicht aufhalten. Rohöl ist auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren abgesackt. Industriemetalle leiden unter den schwachen Konjunkturaussichten. Agrarrohstoffe sind nicht nur in den Abwärtssog der Rohstoffmärkte geraten. Auf die hohen Ernteprognosen lassen die Kurse sinken.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro hat seit der letzten Woche weiter an Glanz verloren. Mit der Senkung des Leitzinses in der Euro-Zone hat unsere Gemeinschaftswährung weiter an Stärke eingebüßt. Für viele überraschend hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für die Eurozone am 04.09.2014 von 0,15 % auf 0,05 % gesenkt.

Deutlich weniger überraschend war, daß die EZB ein Anleihekaufprogramm ankündigte. Mit Anleihekäufen wollen Notenbanken den Kurs der Anleihen heben und damit den Zins senken. Die Erwartung ist, daß die dann niedrigen Zinsen in der Folge Kredite verbilligen, was mehr Konsum und Investitionen bringen soll. Damit folgt die EZB der US-Notenbank FED, die bereits 2009 mit Anleihekäufen startete.

Die genaue Ausgestaltung der EZB-Käufe ist zwar noch unklar. Doch für die Finanzindustrie sind
EZB-Signale eindeutig: Die Leitzinsen bleiben weiterhin niedrig und die EZB wird in Zukunft noch mehr dafür tun, damit auch die Marktzinsen weiter sinken.

Die Erwartung einer weiterhin lockeren Geldpolitik in der Euro-Zone hat unsere Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollars seit Mitte des Jahres bereits um über 5 % nachgeben lassen. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2928 US-Dollar erneut auf niedrigem Niveau festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar erneut niedriger gehandelt.

 

 

Energie
Ungeachtet zahlreicher politischer und militärischer Konflikte geben die Ölpreise weiter nach. Nachdem die Internationale Energieagentur (IEA) ihre Nachfrageprognose für das laufende und auch das kommende Jahr deutlich gesenkt hat, gerieten die Kurse an den Ölmärkten gestern weiter ins Rutschen.

Die IEA erwartet in ihrer September-Prognose zwar noch, daß die Nachfrage im Jahr 2015 um 1,3 % auf 93,8 Mio. Barrel pro Tag steigen wird. Doch damit fiele der Anstieg um 165.000 Barrel niedriger aus, als noch vor einem Monat erwartet wurde.

Gestern wurde zum Handelsschluß ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober zum Handelsschluß mit 92,83 Dollar dennoch über dem Vortagesniveau gehandelt. Heute im frühen Handel wird WTI-Öl erneut auf dem niedrigerem Niveau gehandelt.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 98,08 Dollar weitgehend unverändert zum Vortag. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis weiter nach unten.

 

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffbörsen setzt sich die Talfahrt weiter fort. Bereits im Vorfeld waren won der September-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) vor allem "bärische" Signale erwartet worden. Diese Erwartung haben die US-Analysten mit ihren gestern abend veröffentlichten neuen Zahlen bestätigt.

Die Anhebung der globalen Ernteerwartungen zum Beispiel bei Weizen um 3,9 Mio.t, bei Mais um 2,1 Mio.t oder bei Sojabohnen um 6,4 Mio.t ließen die Kurse im späteren US-Handel noch weiter einbrechen.

An den EU-Börsen hatte man bereits mit Negativ-Signalen durch den USDA-Bericht gerechnet. Im lustlosen Handel des gestrigen Tages sackten die Kurse an den EU-Börsen erneut ab.

Gestern wurden Brotweizen-Futures der November-Fälligkeit mit 164,00 Euro/t um -3,25 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Ende 2016 schlossen mit kräftigen Kursverlusten. Ebenso schloß Futterweizen erneut mit Verlusten zum Vortag. Auch Mais wurde mit 138,75 Euro/t für die November-Fälligkeit erneut um -4,00 Euro/t niedriger als am Vortag festgesetzt. Weiterhin folgen Rapssaaten dem Kurstrend bei Soja an der US-Börse. Mit 321,25 Euro/t wurde ein Kursverlust von -2,00 Euro/t für die November-Fälligkeit verbucht. Auch Kanadischer Canola-Raps stand im Abwärtssog des Sojamarktes.

Im späteren Handel an den US-Börsen brachten die USDA-Prognose Brotweizen wie auch die anderen Weizenqualitäten deutlich in der Verlustzone. Auch Mais gab weiter nach. Die Negativ-Vorgaben setzten Sojabohnen und Sojaschrot stark unter Druck. Dagegen stand Sojaöl nur leicht in den roten Zahlen.

Wenig Beachtung fand angesichts der USDA-Prognose die Kältewelle in Kanada und den USA. In einigen Regionen Kanadas ist Anfang der Woche erster Schnee gefallen. Derzeit fallen die Temperaturen in den wichtigen kanadischen Anbaugebieten bis knapp über dem Gefrierpunkt. In den kommenden Tagen soll es wieder etwas wärmer werden. Auch in den USA hat es in den nördlichen Gebieten des "Mittleren Westens" ersten leichten Frost gegeben. Doch hier bereiten vor allem Starkregen und wassergesättigte Böden Sorgen. Abzuwarten bleibt, ob die Kältewälle zu Bestandsschäden bzw. Ertragsdepressionen geführt hat.

 
 
 


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