Börse: Wettbewerbsdruck aus den USA


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.09.2014


Der Ausverkauf am Rohstoffmarkt setzt sich angesichts der aktuellen Konjunkturdelle fort. Bei Agrarrohstoffen bringen die US-Ernte-Rekorde die Börsenkurse in die roten Zahlen und verschärften damit den globalen Wettbewerb. Doch noch können die EU-Weizen-Exporteure punkten.

 

Devisen & Konjunktur
Die Finanzmärkte stehen derzeit ganz unter dem Eindruck schwächerer Konjunkturerwartungen. Das globale Wirtschaftswachstum schwächelt, China kommt nur langsam in Fahrt und die US-Finanzmärkte geraten in den Schatten der lahmenden chinesischen Wirtschaft. Dadurch gerät auch der US-Dollar in Bedrängnis.

Trotz schacher Wirtschaftssignale aus der Euro-Zone konnte unsere Gemeinschaftswährung zuletzt von der Dollarschwäche profitieren. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2892 US-Dollar höher als am Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar wieder etwas niedriger gehandelt.

Erst hatte die nahende Straffung der amerikanischen Geldpolitik die Zukunftshoffnungen der Finanzbranche belastet. Jetzt sind es erneut Konjunkturängste, die die Rendite-Hoffnungen bröckeln lassen. Denn die chinesische Regierung hat trotz des lahmenden heimischen Aufschwungs weiteren Konjunkturhilfen zunächst eine Absage erteilt. Aus Sicht der Investoren ist ein schwächeres Wirtschaftswachstum mit einem geringeren Rohstoffbedarf bzw. Unternehmensgewinnen und damit niedrigeren Rendite-Chancen.

Der Welthandel allerdings ist zurück auf Wachstumskurs. Rund um den Globus steigen die Handelsaktivitäten und es zeichnet sich in den letzten Wochen eine erhöhte Auslastung der Kapazitäten ab. Auch deutsche und europäische Exporteure können daher in den kommenden Jahren mit neuen Wachstumschancen rechnen.

 

Energie
Angesichts aufflammender Konjunktursorgen geben die Ölpreise weiter nach. Gestern wurde zum Handelsschluß ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November zum Handelsschluß mit 91,56 Dollar dennoch über dem Vortagesniveau gehandelt. Heute im frühen Handel wird WTI-Öl teurer gehandelt.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 96,85 Dollar niedriger als am Vortag. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis weiter nach unten.

An den Ölmärkten wartet man auf die neuen Daten zu den US-amerikanischen Rohöllagerbeständen, die am heutigen Nachmittag veröffentlicht werden. Analysten erwarten einen erneuten Anstieg um 750.000 Barrel.

 

Agrarrohstoffe
Der ins Stottern kommenden Wirtschaftsaufschwung in China und anderen Ländern bringt die Rohstoffmärkte in die roten Zahlen. Vor allem bei Rohöl und Kupfer trennen sich die Investoren derzeit von ihren Investments. Da die Rekordernten bei Weizen, Mais und Soja keine Rendite-Hoffnungen aufkommen lassen, geraten auch die Agrarrohstoffe immer stärker unter latenten Preisdruck.

Die Anhebung der globalen Ernteerwartungen hat an den EU-Börsen die Weizenpreise in den letzten 9 Wochen um über 30 Euro/t einbrechen lassen. Bei Mais ging es um 26 Euro/t und bei Rapssaat um 18 Euro/t abwärts.

Nachdem das französische Analystenhaus Taggage seine EU-Ernteerwartungen für Mais und Weizen Ende letzter Woche noch einmal nach oben korrigiert hatte, rutschten die Kurse bereits am Montag krass ab. Prognostiziert wird jetzt mit 153,8 Mio.t Weizen für die EU eine Allzeit-Rekordernte. Die Weichweizen-Schätzung wurde um 2,5 Mio.t auf 146,6 Mio.t angehoben. Auch die EU-Körnermais-Ernte wurde um 3,3 Mio.t auf 71,3 Mio.t angehoben. Die EU-Gerste-Produktion wurde um 1,9 Mio.t auf 59,6 Mio.t nach oben korrigiert.

Nach diesen Negativ-Signalen setzte sich an den EU-Börsen der Kursdruck - allerdings deutlich abgeschwächt - fort, zumal die Maisernte in Europa und in den USA begonnen hat. Gestern wurde der Brotweizen-Future der November-Fälligkeit mit 150,25 Euro/t erneut um 1,00 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Ende 2016 schlossen mit kräftigen Kursverlusten. Ebenso schloß Futterweizen erneut mit Verlusten zum Vortag. Auch Mais wurde mit 131,25 Euro/t für die November-Fälligkeit erneut um -3,00 Euro/t niedriger als am Vortag festgesetzt. Nach dem kräftigen Kursrutsch vom Vortag konnten sich Rapssaaten dem Abwärtstrend bei Soja an der US-Börse etwas entziehen. Mit 311,25 Euro/t wurde ein Kursanstieg von +0,75 Euro/t für die November-Fälligkeit verbucht. Auch kanadischer Canola-Raps notierte deutlich im Plus..

Im späteren Handel an den US-Börsen brachte die hohe globale Ernte Futter-Weizen-Qualitäten in der Verlustzone, während Brotweizen in Kansas im grünen Bereich notierte. Auch Mais gab weiter nach. Die hohen US-Ernteerwartungen setzten Sojabohnen und Sojaschrot stark unter Druck. Dagegen ging Sojaöl mit einem kleinen Kursgewinn aus dem Handel.

 

Prognose
In den USA läßt einen unerwartet schwache Exportnachfrage die Weizenpreise immer weiter sinken und bringt damit nicht nur die Handelspreise an den EU-Märkten unter Druck. Der Preisrückgang bei US-Weizen verschärft den gesamten internationalen Wettbewerb, was durch den US-Dollar noch verschärft wird.

Im internationalen Handel sind die Exporteure daher zu immer neuen Rabatten bereit, so daß EU-Weizen inzwischen 10 Euro/t weniger kostet als Weizen aus der Schwarzmeer-Region.

Daß nicht nur das Exportland Frankreich erhebliche Qualitätsprobleme hat, findet bei den Käufern ebensowenig Beachtung wie die Befürchtung, daß auch in einigen Regionen der USA Qualitätsrisiken bestehen. Angesichts der hohen Erntemengen, die die aktuellen Statistiken ausweisen, spielt dies im Getreidehandel keine Rolle.

 
 
 


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