Weizen: Erneuter Kursrutsch


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.10.2014


"Gewinne sichern - Risiken vermeiden!" Nach dieser Devise agierten die Investoren gestern an den Agrarbörsen. Erneut gerieten die Börsenkurse kräftig ins Rutschen. Die für heute abend um ca. 18:00 Uhr unserer Zeit angekündigte Veröffentlichung der Oktober-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) wirft wieder einmal ihre düsteren Schatten voraus.

 

Marktlage
Uneinigkeit herrscht unter den Analysten, mit welchen Zahlen das US-Landwirtschaftsministerium heute abend die Märkte überraschen wird.

Als Baisse-Signal wird gewertet, daß inzwischen auch die Ernteerwartungen für die Südhalbkugel wieder nach oben korrigiert werden. So weisen neue Prognosen für Brasilien, wo die Ernteerwartungen inzwischen auf 8,1 Mio.t angehoben wurden, auf eine erneute Rekordernte hin (Vorjahr: 6,7 Mio.t). Die Nummer 4 unter den Weizen-Exporteuren, Australien, hat seine Ernteprognose zuletzt unverändert bei 24 Mio.t belassen (Vorjahr: 27 Mio.t).

Ein weiteres Baisse-Signal ist die Anhebung der Prognosen für die Lagervorräte am Ende des Wirtschaftsjahres 2014/15 in Frankreich. Das französische Getreideamt FranceAgriMer geht inzwischen von Lagerendbeständen in Höhe von 4,416 Mio.t aus und damit von den höchsten Vorräten seit 10 Jahren. Nicht nur die riesige französische Weizenernte, sondern auch die witterungsbedingt äußerst schwache Weizenqualität lassen die Exporterwartungen weiter sinken. Damit geraten auch die Börsenkurse in Paris weiter unter Druck.

Gestern sind der Mahlweizen-Schlußkurs an der Warenterminbörse in Paris erneut unter die Marke von 160 Euro/t für die November-Fälligkeit gefallen. Preisdruck verursachte zudem, daß der am französischen Hafenstandort Rouen ansässige Silo-Betreiber Socomac die Warenannahme für Weizen-Andienungen aus dem aus Euronext-MATIF-Novemberkontrakt geschlossen hat. Socomac erklärte, daß seine Silos bereits zu 90 % voll seien, da der Export des qualitätsschwachen französischen Weizen nur schleppend verlaufe.

Doch trotz der Baisse-Stimmung an den Börsen können die Backweizenpreise am Kassamarkt in Deutschland ihr Niveau noch weitgehend behaupten. Der Preisabstand zwischen Back- und Futterqualitäten hat sich inzwischen auf 10 bis 15 Euro/t je nach Parität und Dringlichkeit des Bedarfs vergrößert. Qualitätsweizen erzielt eine zusätzliche Prämie von rund 10 Euro/t.


 

Prognose
An den Börsen setzte sich die Baisse-Stimmung fort, denn von der für heute abend um ca. 18:00 Uhr unserer Zeit angekündigten Oktober-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums werden weitere Negativ-Signale erwartet. Sollte sich diese Erwartung bestätigen, erwarte ich persönlich an den Börsen erneut einen Stimmungsumschwung nach unten.

Sollten die Zahlen für die globale Weizenernte noch einmal angehoben werden, bleibe ich bei meiner bisherigen Einschätzung:
An den Kassamärkten dürfte ein weiterer Kursrutsch an den Börsen nach meiner Einschätzung
• bei schwachen Qualitäten den Preisdruck deutlich verstärkten,
• bei normalen Backqualitäten den Preise keinen Spielraum nach oben geben, während
• bei hochwertigen Backqualitäten die Qualitätsprämie noch weiter steigen dürfte.

 
 
 
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