Weizen: Preistrend dreht wieder nach oben


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.12.2014


Mit einer erneuten Aufwärtskorrektur der Weizen-Ernteprognose hatte das US-Landwirtschaftsministerium den Börsenkursen in den letzten Tagen erneut einen Nackenschlag versetzt. An den Kassamärkten sorgen die roten Börsenzahlen zwar für Unmut, doch der flotte Export pufferte den Preisdruck weitgehend ab. Jetzt hat den Kurstrend an den Börsen wieder nach oben gedreht.

 

Marktlage
Seit Monaten bringt das flotte Exportgeschäft den Weizenmarkt in der EU auf Trab. Allein seit Mitte September ist der Front-Termin an der Börse in Paris bis zum Wochenbeginn um rund 25 % % auf 189 Euro/t gestiegen. Am Kassamarkt zogen die Preise um 14 bis 18 % auf 165 bis 210 Euro/t netto an je nach Qualität, Parität und Dringlichkeit des Zukaufbedarfs. Erst seit Mitte der Woche hinterlassen auch hier die schwächeren Börsenkurse leichte Bremsspuren.

Denn angesichts der stetigen Nachfrage fällt das Angebot derzeit sehr überschaubar aus. Viele Anbieter halten sich inzwischen mit Verkäufen wieder weitgehend zurück und schieben weitere Verkäufe zunächst einmal auf. Während die Futtermittelhersteller ausreichend Ware in den Büchern haben, ist der Exporthandel nach wie vor als Käufer am Markt.

Die bisherigen Preisrücknahmen bleiben bei B-Qualitäten daher sehr überschaubar, während A- und E-Weizen weiterhin preisstabil gehandelt werden. Der Preisabstand zwischen hochwertigen Backqualitäten zu B-Weizen hat sich inzwischen wieder auf 10 bis 15 Euro/t vergrößert.

 

 

Prognose
Die Negativ-Signale der Dezember-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums sind an den internationalen Börsen inzwischen eingepreist. Die Börsenkurse dürften nach meiner persönlichen Einschätzung zum Ende der Woche die Verlustzone wieder verlassen.

Denn nicht nur die rege Nachfrage der Export-Unternehmen stützt den stetigen internationalen Handel. Auch Witterungsrisiken wie die anhaltende Trockenheit in den zentralen Anbaugebieten Rußlands und eine regional fehlende Schneedecke in Osteuropa lassen die Sorgen vor Auswinterungsverlusten steigen.

Dennoch deuten die kurzfristigen Aussichten auf eine Verschnaufpause hin. Denn allmählich taucht unser heimischer Weizenmarkt in vorweihnachtliche Ruhe ab. Die Mühlen sind weiterhin gut versorgt und signalisieren erst Kaufinteresse ab Ende Februar. Die Futtermittelhersteller fahren ihre Zukäufe zurück. Und auch am Exportmarkt hat man die extrem umsatzschwachen Feiertagswochen im Blick.

Dennoch erwarte ich, daß die mittelfristigen Aussichten günstig bleiben. Die Nachfrage am Weltmarkt dürfte weiterhin rege bleiben. Davon würden auch die EU-Exporteure profitieren, denn es zeichnet sich ab, daß das Angebot aus der Schwarzmeerregion während der Wintermonate zunehmend schwächer ausfallen wird. Der rückläufige Exportdruck aus der Schwarzmeer-Region dürfte in den nächsten Monaten die Wettbewerbskraft des EU-Export-Weizens weiter stärken.

Der schwache Euro-Kurs stärkt die Position der EU-Exporteure im internationalen Wettbewerb. Die Preise am Weltmarkt bleiben dennoch hart umkämpft. Weitere Prämien an der Preisfront dürften daher erst mit wieder anspringendem Anschlußbedarf der Verarbeiter zum Tragen kommen.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
07.11.2014 Weizen: Volle US-Lagerhäuser verstärken den Preisdruck
10.10.2014 Weizen: Erneuter Kursrutsch
11.09.2014 Weizen: Börse erneut auf 4-Jahres-Tief
04.08.2014 Weizen: Backqualitäten schaffen die Trendwende
23.07.2014 Weizen: Preise auf 4-Jahres-Tief
22.07.2014 Ernte 2014: Steigende Chancen für gute Qualitäten
10.07.2014 Ernte 2014: Regen tröpfelt die Trendwende herbei
   
 
 
 
 

Seitenanfang