Der Markt für Fleisch aus dem Selbstbedienungsregal
(SB) wächst seit Jahren. Diese Entwicklung hat nicht
nur Einfluß auf das Einkaufsverhalten der Verbraucher,
sondern auch auf die Anforderungen die an die landwirtschaftlichen
Mastbetriebe gestellt werden.
Marktlage
Bereits im Jahr 2004 erreichte der Anteil von Fleisch aus
dem Selbstbedienungsbereich (SB) in Deutschland die Marke
von 38 % und wuchs damit um 6 % im Vergleich zum
Vorjahr. Dennoch liegt der Anteil in Deutschland immer noch
weit unter dem der Niederlande und der USA mit einem Anteil
von 70-80 %.
Seit 1999 nahm der Anteil der Thekenware
um 18 % auf 57 % im vergangenen Jahr ab, während
der SB-Verkauf um dieselbe Rate zunahm. Auch wenn immer
weniger Verbraucher Fleisch beim Metzger kaufen, so sind
es doch in erster Linie die Bedienungstheken in Super- oder
großen Verbrauchermärkten, die ihre Kunden an das Marktsegment
SB-Fleisch verlieren.
Discounter wie z.B. Aldi oder Lidl bauen
beim Fleischabsatz ihren Marktanteil weiter aus. Der Discounthandel
konnte seinen Marktanteil von etwa 33 % auf rund 40
% erhöhen. 2003 setzten Discounter noch lediglich knapp
10 % des Fleischabsatzes um.
Die Entwicklung hin zu SB-Fleisch hat auch
für die Produzenten in der Landwirtschaft Bedeutung,
die sich seit Jahren einem wachsenden Wettbewerb auf europäischer
und internationaler Ebene stellen müssen.
Fakten
-
Danish Crown
Der dänische Schlachtkonzern Danish Crown wird in Deutschland
in Kürze SB-Fleisch für die Selbstbedienungstheke produzieren
und vermarkten. Nach einer Information des Pressedienstes
AgraEurope sind erste Testverkäufe bereits erfolgreich
abgeschlossen. Zur SB-Angebotspalette in Deutschland,
die bei der Schlachtstätte in Oldenburg angesiedelt
sein soll, zählen unter anderem Hackfleisch, Gulasch,
Schnitzel und Minutensteaks. Die Produktionskapaziät
für SB-Fleisch in Oldenburg soll pro Woche für eine
Schicht 360 Tonnen erreichen und kann nach Aussage
von Danish Crown weiter aufgestockt werden.
Die Unternehmensgruppe Danish Crown erwirtschaftete
2004 einen Umsatz von rund 6,0 Mrd. Euro,
wovon 3,3 Mrd. Euro auf die Muttergesellschaft
Danish Crown AmbA entfielen. Dabei wurden
an das genossenschaftlich organisierten Unternehmen
21,7 Millionen Schweine geliefert, von denen 90 %
in Dänemark geschlachtet wurden.
-
Westfleisch eG
Das Schlachtunternehmen Westfleisch baut seinen SB-Bereich
weiter aus. 2004 konnte die Unternehmensgruppe die Kapazitäten
in diesem Bereich verdoppeln und seinen Anteil beim SB-Frischfleisch
auf über 40 % ausbauen. Westfleisch hat im vergangenen
Jahr 4,5 Mio. Schweine (+10,2 %), knapp 300.000 Rinder
(+18,1 %) und 45.900 Kälber (+24 %) geschlachtet
und erwartet aufgrund der SB-Verpackung neue Vermarktungsmöglichkeiten.
2004 lag der Fleischabsatz bei rund 661.500 Tonnen
(+11,3 %), darunter 148.000 t über den
Export.
Prognose
Die Entwicklung der vergangenen Jahre läßt erwarten,
daß der Trends in Richtung SB-Fleisch weiter anhalten
wird. Die Schlachtunternehmen bauen ihre Kapazitäten
laufend aus, um Marktanteile auf dem europäischen und
internationalen Markt zu besetzten. Der Ausbau des SB-verpackten
Anteiles ermöglicht den Unternhemen veränderte
und erweiterte Vertriebs- und Absatzwege.
Die Landwirtschaft als Urproduzent von
Schlachttieren wird sich künftig bei der Vermarktung
auf wachsende Schlachtunternehmen mit europäischer
oder sogar internationaler Ausrichtung einstellen müssen,
die die Fleischvermarktung zunehmend über SB-verpackte
Ware tätigen. Die Preisgestaltung gerät damit
zunehmend in den Wirkungsbereich der Schlachtunternehmen
und Discounter.