Probleme mit Fallzahlen, Kleberqualität und Hektolitergewicht
lassen sonnige Preisaussichten für gute bachfähige Qualitäten - insbesondere
für E- und A-Weizen - erwarten.
Marktlage
Die Weizenernte 2005 wurde je nach Schätzung mit 23,5 bis 24 Mio.t
beendet (Vorjahr 25,4 Mio.t). Bereits jetzt ist absehbar, daß die Qualitätsmängel
vieler Partien (Fallzahl, Kleber, Hektolitergewicht) für anziehende Preise
bei A-Aufmischweizen und E-Eliteweizen sorgen. Damit bestätigt sich die Prognose
vom 05.08.2005: "... Sollte die unbeständige Wetterlage anhalten und
die Fallzahlprobleme zunehmen, ist zu erwarten, daß hochwertige Qualitäten deutlich
anziehen könnten. Bei schwachen Qualitäten, die nur noch über den Futtertrag oder
die energetische Verwertung Absatz finden können, könnte der Preis einbrechen
und damit auch das Preisniveau anderer Futtergetreide nach unten ziehen. ...".
Leichte
Preisverbesserungen erzielte auch B-Brotweizen, während das hohe Angebot
an C-Futterweizen zu deutlichen Preisabschlägen führte.
Hinter
der Preisentwicklung steht jedoch ein nur geringes Handelsvolumen. Handel und
Verarbeiter sind derzeit noch dabei, sich einen Überblick über die tatsächlichen
Qualitäten der eingelagerten Ware zu machen. Unbestritten ist jedoch, daß
die Versorgung aus der deutschen Ernte mit guten backfähigen Qualitäten
knapp werden dürfte.
Produzenten und Handel warten
die weitere Preisentwicklung ab. Vorrangig werden daher schwache oder mangelhafte
Ware an den Markt gebracht. Mühlen und andere Verarbeiter sind jedoch primär
an höherwertigen Partien interessiert. Die Folge: E- und A-Ware verzeichnet
kräftige Preisaufschläge, Brotweizen notiert etwas stabiler und Futterweizen
muß deutliche Preisabschläge in Kauf nehmen..
Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen
an der Produktenbörse Hamburg
zur prompten Lieferung zuletzt bei 106,00 Euro/t netto franko, Futterweizen
mit 102,00 Euro/t. An der Produktenbörse Mannheim
wurde Eliteweizen mit 125-127 Euro/t, Aufmischweizen franko Mühle mit
112-115 Euro/t, Brotweizen mit 103-105 Euro/t und Futterweizen mit 88-90 Euro/t
netto franko notiert. An der Produktenbörse Frankfurt
lag Aufmischweizen bei 110-114 Euro/t, Brotweizen bei 100-104Euro/t und Futterweizen
bei 88-90 Euro/t netto franko.
Die Stimmung an den
Kassa-Märkten spiegel sich auch an den Warenterminmärkten wider. An
den europäischen Warenterminbörsen konnten sich die Kurse für den Handel
mit besseren Qualitäten leicht anziehen, während Futterweizen-Kontrakte
unter Druck gerieten. An der WTB-Hannover
notierte der Dezember-Termin für Weizen mit mindestens 11,5 % Protein
mit zuletzt 109,00 Euro/t unverändert zum Durchschnitt der Vorwoche.
An der MATIF/Paris wurden die Kurse für
Mahlweizen für den Termin September 2005 mit zuletzt 106,50 Euro/t
rund 0,80 Euro/t über dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt.
Nicht nur der Fronttermin, sondern auch die späteren Termine für die
Ernte 2005 konnten Kursgewinne verbuchen.
Fakten
Preise
seit Jahren rückläufig
Seit Jahren sind die Weizenpreise
tendenziell rückläufig. Betrachtet man den langjährigen Verlauf
der Preisentwicklung, wird der starke Preisdruck deutlich, dem Weizen aller Qualitäten
seit Jahren unterliegt. Lediglich das Dürrejahr 2003 bescherte über
einige Monate "Traumpreise". Mit der Rekordernte 2004 beschleinigte
sich der Absturz der Erzeugerpreise danach wieder. Der Start in die Saison 2005/06
fand abermals zu niedriger angesetzten Erzeugerpreisen statt.
Baisse-Tendenz
-
Welt-Weizenernte 2005/06
nochmals erhöht
Erneut hat der Internationale Getreiderat (IGC) am
24.08.2005 seine Prognose der internationalen Weizenproduktion 2004/05 nach oben
korrigiert. Sie soll jetzt nochmals um 2 Mio.t höher ausfallen als noch
im Juli erwartet. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) setzte in
seiner August-Prognose vom 12.08.2005 die Produktionserwartungen mit knapp 610 Mio.t
dagegen rund 2 Mio.t niedriger als im Juli an.
Nach diesen Prognosen
würde die globale Weizenproduktion um rund 2 % (13 bzw. 14 Mio.t) unter
der Vorjahresernte liegen.
Vertraut man der neuen Schätzungen des IGC
würde die weltweite Weizenernte 2005/06 den prognostizierten Verbrauch von
613 Mio.t um rund 3 Mio.t unterscheiten. Damit liegt die Produktion
erneut den weltweiten Verbrauch, so daß es zu einem Bestandsabbau kommt.
Nicht nur weltweit, sondern auch bei den Hauptexporteuren wird jetzt ein Bestandsabbau
erwartet.
in
Mio. t | Produktion |
Verbrauch | Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt- exporteure |
1999/00 | 585 | 582 | 202 | 52 |
2000/01 | 582 | 584 | 201 | 53 |
2001/02 | 581 | 586 | 198 | 50 |
2002/03 | 566 | 600 | 165 | 43 |
2003/04 | 555 | 593 | 127 | 40 |
2004/05 | 623 | 613 | 137 | 53 |
2005/06 Prognose vom: |
25.05.2005 | 604 | 607 | 132 | 52 |
29.06.2005 | 604 | 608 | 133 | 52 |
27.07.2005 | 608 | 613 | 133 | 52 |
24.08.2005 | 610 | 613 | 134 | 51 |
Hauptexporteure: Argentinien, Australien,
EU, Kanada, USA Quelle: IGC |
Der
weltweite Verbrauch bleibt nach wie vor auf einem hohen Niveau. Die erwarteten
Endbestände reichen jetzt wieder für einen Zeitraum von 2,5 Monaten
aus. Das Wachstum der Weltbevölkerung läßt auch in den nächsten
Jahren einen steigenden Verbrauch erwarten.
Hausse-Signal
EU-Weizen-Export
Der Export
in Drittländer ist noch nicht richtig in Schwung gekommen. Der im Verhältnis
zum US-Dollar sehr feste Kurs des Euro belastet den Export. Zudem hat sich der
Wettbewerb am Weltmarkt durch preisatraktive Offerten anderer Anbauregionen verschärft.
Dennoch beließ die EU die Ausfuhrerstattung für Freimarktware unverändert
bei 4 Euro/t. Wie man hört, soll am hiesigen Markt russischer Weizen
franko Mühle gegen Kaution zu 100 Euro/t angeboten worden sein.
Hausse-Signal
Prognose
Die
Preisaussichten in der Vermarktungssaison 2005/06 haben sich die für gute
backfähige Qualitäten erheblich besser entwickelt, als zu Beginn der
Ernte erwartet. Vor allem für E- und A-Qualitäten sind auch in den kommenden
Wochen Aufschläge zu erwarten. B-Weizen dürfte einen festen Preisverlauf
ansteuern. Probleme am Markt hat vor allem Futterweizen, der aufgrund des hohen
Angebotes in Deutschland auf Exporte in andere EU-Länder wie auch in Drittländer
angewiesen ist.
Bis Ende des Monats sind die Mühlen
und Futtermittelwerke noch aus der Ernte heraus versorgt. Für spätere
Termine dürfte der Anschlußbedarf bereits gegen Ende September durch
eine stärkere Nachfrage spürbar werden und - nach meiner Einschätzung -
für weitere Preisaufschläge sorgen. Da auch europaweit Aufmischqualitäten
gesucht sind, sollten gute backfähige Qualitäten in den Lägern
vorerst die weitere Preisentwicklung abwarten.
Verkäufer
sichern derzeit ihre Geschäfte mit den Verarbeitern häufig durch Vorab-Analysen
ab, da die Ware beim Handel häuig erst aufbereitet werden muß. Mit
Blick auf die teueren Frachtkosten (Treibstoff, Maut) und die Qualitätsdefizite
(FZ, Kleber, HL) sollten Verkäufe sorgfältig vorbereitet (Aufbereitung,
Analysen) und durch Rückstellmuster abgesichert werden.