Erstmals seit Wochen ziehen Sojabohnen am internationalen
Markt wieder leicht an. Vor dem Hintergrund einer neuen Rekordernte in Südamerika
dürfte dies jedoch nicht mehr als ein kurzfristiger Schluckauf. sein.
Marktlage
Seit
Anfang Dezember 2005 befanden sich die Sojabohnen-Kurse in einer ausgedehnten
Baisse-Phase. Brasilien steckt inzwischen mitten in der Ernte, Argentinen befindet
sich erst am Erntebeginn. Ware aus der neuen Ernte ist in Europa noch nicht verfügbar,
daher ziehen die Kurse derzeit leicht an.
Faktoren, die
derzeit den Markt prägen:
| Die
Ernteerwartungen in Südamerika sind, trotz regional ungünstiger Witterung,
wie erwartet hoch - auch in dieser Saison dürfte eine Rekordernte eingefahren
werden.
|
| Die
Ernte in Brasilien schreitet zügig voran. Inzwischen konnten über 45 %
der Sojaflächen geerntet werden.
|
| Asien
hat seit Monaten eine stark steigende Nachfrage nach Sojaschrot. Eingekauft wird
derzeit kräftig - sowohl in Südamerika als auch in den USA. |
Die
internationalen Märkte quittieren die höhere Nachfrage am Weltmarkt
mit leichten Kursanhebungen. .
Ab Ölmühle Hamburg notierte Sojaschrot 44/7
zur prompten Lieferung zuletzt bei 183 Euro/t netto. Ab mitteldeutsche Ölmühle
liegen die Kurse derzeit bei 190-195 Euro/t netto zur Auslieferung im April
2006. Mai-Termine werden rund 6 bis 9 Euro/t günstiger angeboten.
Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam
(Importhafen) und Produktenbörsen)
wie auch bei den Endkundenpreisen
spiegelt sich die südamerikanische Rekordernte wider. Mit Endkundenpreisen
von 200-220 Euro/t netto liegen die Preise unter dem Vorjahresniveau.
An
der Produktenbörse Hamburg wurde
der Sojaschrot-Preis auf Großhandelsebene mit 182 Euro/t netto für April
höher als in der Vorwoche notiert, da prompte Ware reletiv knapp verfügbar
ist.
An der Produktenbörse Mannheim
wurde Sojaschrot auf Großhandelsebene mit 191-193 Euro/t netto zur prompten
Lieferung ebenfalls 4-5 Euro höher als in der Vorwoche notiert.
Fakten
Brasilien: Zügige Ernte
Die Ernte
in Brasilien schreitet flott voran. Regional kam es zwar immer wieder zu Unterberechungen
durch Niederschläge, die jedoch den Erntefortgang nicht wesentlich behinderten.
Inzwischen konnten über 45 % der Sojaflächen geerntet werden. Während
in der Region Mato Grosso bereits über 70 % der Flächen abgeerntet
wurden, hat in den Späterntegebieten die Ernte gerade erst begonnen. Insgesamt
schreitet die Ernte schneller voran als in Normaljahren.
Baisse-Tendenz
EU-Importe:
Weniger Sojabohnen, mehr Sojaöl für Biodiesel
Nach Einschätzung
des Branchendienstes Oil World rechnet man in der laufenden Saison mit Verschiebungen
beim Import. Die Einfuhr von Sojabohnen dürfte geringer ausfallen, während
die Einfuhr von Sojaöl ansteigen dürfte. Die Importverschiebungen sind
Folge der Entwucklung in der Biodiesel-Branche. Einerseits sind die EU-Ölmühlenkapazitäten
derart mit der Verarbeitung von Rapssaat ausgelastet, daß für die Sojabohnen-Verarbeitung
nur noch geringere Kapazitäten zur Verfügung stehen. Andererseits wird
mehr Import-Sojaöl benötigt, da dieses zum Teil für die Biodiesel-Produktion
eingesetzt wird. Die Sojabohnen-Verarbeitung wird für die Saison September
2005 bis August 2006 mit nur noch 13,1 Mio.t rund 1 Mio.t niedriger
eingeschätzt als in der Vorsaison.
Hausse-Tendenz
Prognose
Mit
fortschreitender Ernte in Südamerika sinkt das Wetterrisiko. Dann werden
auch mögliche Preisausschläge kleiner. Trotz der besseren Nachfrage
nach Sojabohnen und Sojaschrot einiger Länder in Asien und einer größreren
Nachfrage nach Sojaöl aus Europa bleibt anzumerken:
Eine Rekordernte
ist eine Rekordernte! Somit sind höhere Endbestände aus der Saison 2005/06
vorprogrammiert. Nach meiner Einschätzung dürften die Sojapreise - ungeachtet
des Seuchenverlaufs der Vogelgrippe - in den kommenden Monaten auf dem derzeitigen
niedrigem Niveau verharren.
Der Verarbeitung zu Biodiesel
bleiben aufgrund der EU-Abgsnorm vorerst enge Grenzen gesetzt, so daß auch
von dieser Seite nur begrenzte Hausse-Impulse zu erwarten siind.