Augen auf beim Strohverkauf


Bernhard Blackert bernhard.blackert@llh.hessen.de Stand: 03.07.2012


Stroh ist gesucht und Stroh ist noch immer teuer. Auch zur jetzt beginnenden Ernte stellt sich die Frage, ob das Stroh auf der Fläche verbleiben soll oder ob ein Verkauf lohnender wäre. Eine kostenorientierte Kalkulation ist Grundlage der Entscheidung.

Strohpreise richtig kalkulieren
Stroh ist, wie zur letzten Ernte, sehr gefragt und noch immer teuer. Zuletzt wurde der Strohpreis in Quaderballen mit rund 135 Euro je Tonne zzgl. MwSt. notiert.

Für den Strohverkauf lose ab Feld gibt es keine Preisfeststellung. Zur Ermittlung des Strohpreises ab Schwad sind zwei Vorgehensweisen denkbar:

1.

Orientierung am Nährstoffwert des Strohes:
Neben den Nährstoffersatzkosten müssen die ersparten Häckslerkosten und sonstigen Kosten für die Strohbergung, die Ausbringkosten des Düngerausgleichs und der Humuswert (z. B. 2 % der Ertragserwartung) ebenfalls Berücksichtigung finden. Außerdem sollte auch eine entsprechende Gewinnspanne kalkuliert werden. Diese kann nach individuellem Anspruch des Verkäufers festgelegt werden.

2.
Ableitung vom möglichen Verkaufserlös in Quaderballen:
Bei dieser Vorgehensweise wird der kalkulatorische Verkaufserlös ab Hof für Quaderballen um die Kosten für Pressen, Laden, Transportieren, Abladen und Verladen bereinigt. Das Ergebnis wäre der Strohpreis ab Schwad (siehe Tabelle). Dieser Wert muss größer sein, als das Ergebnis der ersten Berechnungsvariante vor Einbeziehung der Gewinnspanne.

 

Strohertrag
Tonnen
je ha

Kosten
für
Pressen

Stohbergung,
Transport. Abladen
 (Feldmiete oder Hof),
Verladen

Wenden
mit
Schwader

Gesamt-
kosten
Stroh-
produktion

mögl.
Markterlös
bei
135 €/t
ab Hof

Strohpreis
ab Schwad
in € je ha
ohne MwSt.

3

81 €

82 €

22 €

185 €

405 €

220 €

4

109 €

109 €

22 €

240 €

540 €

300 €

5

135 €

136 €

22 €

293 €

675 €

382 €

 

Welche Vorgehensweise ist nun zu empfehlen?
Letztendlich benötigt man beide Kalkulationen um eine solide Kalkulationsgrundlage zu erlangen. Bei der ersten Berechnungsvariante fehlt z. B. die Orientierung zur Bestimmung der Gewinnspanne. Hier kann man das Ergebnis der zweiten Berechnungsvariante zu Rate ziehen.

Der ermittelte Strohpreis ab Schwad (Tabelle: rechte Spalte) bereinigt um Nährstoffkosten, Düngerausbringkosten, Humuswert und Häckselkosten ergibt die marktgerechte Gewinnspanne. Auf der anderen Seite sollte man bei der Ableitung vom möglichen Verkaufserlös in Quaderballen prüfen, ob der ermittelte Preis ab Schwad ausreicht, um wenigsten die Kosten für den Nährstoffabtrag, Humusabbau usw. zu decken.

 

Fazit
Zum Strohverkauf ist nur dann zu raten, wenn der Strohpreis mindestens kostendeckend ist bzw. eine angemessene Gewinnspanne bietet. Folglich dürfte der Strohpreis nicht unter das Ergebnis der ersten Berechnungsvariante unter Einbeziehung einer kleinen Gewinnspanne fallen.

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass feuchtes Erntewetter zur Verzögerungen bei der Strohbergung und damit auch bei der Stoppelbearbeitung und Zwischenfrucht- oder Folgefruchtsaat führen kann. Außerdem besteht die Gefahr, dass es bei der Strohernte zu ertragsrelevanten Bodenverdichtungen kommt. Kleine Gewinne beim Strohverkauf würden so schnell wieder egalisiert oder gar in Verluste verwandelt.

 
 
 
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