Börse: Warten auf neue Trendsignale


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.01.2013


Die Kurse an den Agrarrohstoffbörsen schwanken derzeit im Takt der Wettermeldungen. Eine angespannte Marktlage oder gar akuter Mangel liegen nicht vor, doch das aktuelle Welt-Wetter bietet allmählich wieder etwas Platz für Spekulationen.

 

Devisen & Konjunktur
In den USA ist eine Einigung im US-Haushaltsstreit noch immer nicht in Sicht. Alles deutet darauf hin, daß eine Lösung weiter auf die lange Bank geschoben wird. In der letzten Woche hat das US-Repräsentantenhaus für eine Verschiebung der Schuldenobergrenze gestimmt. Der Gesetzentwurf soll der Regierung von Präsident Barack Obama die Aufnahme neuer Schulden bis Mitte Mai ermöglichen. Wenn der Senat wie erwartet ebenfalls zustimmt, wäre die Ende Februar drohende Zahlungsunfähigkeit der USA damit vorerst abgewendet.

Abgewendet sind jedoch weiterhin weder der hohe Schuldenstand der USA, noch der Trend zur weiteren Neuverschuldung. Die USA hatten bereits am 31. Dezember den zulässigen Schuldenstand von 16,39 Billionen Dollar erreicht. Die Zahlungsfähigkeit wird seitdem nur noch durch Sondermaßnahmen gewährleistet.

Kein Wunder, daß der Euro für die Investoren neue Attraktivität gewinnt, nachdem auch positive Konjunktur-Signale auf eine Trendwende hoffen lassen. Auch die schwächere Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) kann die neue Zuversicht in die Eurozone nicht trüben. Der IWF prognostiziert für dieses Jahr für die Eurozone eine Verlängerung der Rezession und ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,2 %. Erst für 2014 erwartet der IWF eine Rückkehr der Euroländer in die schwarzen Zahlen.

Iffenbar trauen die Investoren der Eurozone mehr zu als der IWF. Immerhin hat sich der Schuldenstand in den 17 Euro-Ländern im dritten Quartal auf hohem Niveau stabilisiert.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3469 US-Dollar auf dem höchsten Stand seit Dezember 2011 festgesetzt. Heute im frühen Handel kann der Euro sein Kursniveau weithgehend verteidigen.

 

Energie
Die Hoffnung auf eine globale Konjunkturerholung läßt die Ölpreise weiter steigen. Trotz hohe Rohöl-Lagervorräte setzten die Finanzjongleure an den Börsen jetzt wieder auf eine steigende Nachfrage. An der Ölbörse in New York wird der Rohölkontrakt der Sorte WTI in der letzten Woche auf dem höchsten Stand seit September 2012 gehandelt.

Am Freitag wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im März mit 95,88 Dollar erneut schwächer als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur April-Fälligkeit verbilligte sich gestern geringfügig auf 112,16 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Ölpreis an den Börsen weiter nach oben.

 

Agrarrohstoffe
Der weiterhin fehlende Niederschlag in den USA und die Hitzewelle in Südamerika sorgten nicht nur an den US-Börsen für festere Kurse an den Agrarrohstoffbörsen. An den EU-Börsen blieben die Investoren jedoch vorsichtig, so daß sich kein klarer Trend abzeichnen konnte.

Die europäischen Agrarrohstoff-Börsen schlossen im späteren Handelsverlauf sehr gemischt. In Paris standen bei Weizen der März-Termin im Vergleich zum Vortag mit +0,50 Euro/t und bei Rapssaat der Februar-Termin mit +0,75 Euro/t im Plus. Dagegen blieben bei Körnermais der März-Termin mit -0,75 Euro/t und bei Braugerste der März-Termin mit -0,75 Euro/t in der Verlustzone.
Der Soja-Komplex an den US-Börsen erzielte wieder leichte Gewinne.

Noch ist nicht absehbar, zu welchen produktionsrelavanten Folgen die aktuellen Witterungsrisiken rund um den Globus führen werden. (Siehe hierzu auch den Beitrag: "Ernte 2013: Wetterrisiken stützen Preise" vom 23.01.2013.) Noch immer ist es in den USA viel zu trocken und auch für die kommenden Tage werden nur begrenzte Niederschläge erwartet. In Argentinien sorgt jetzt stark steigende Temperaturen und eine schnell sinkende Bodenfeuchte für neue Produktionssorgen.

 

Ausblick
Angesichts der Witterungsrisiken erwarte Ich persönlich, daß an den Agrarrohstoff-Börsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks die Getreide- und Rapssaatenkurse heute leicht in der Gewinnzone notieren.

Am Kassamarkt sorgt eine wieder steigenbde Nachfrage für stabile Preise. Vor allem Futtermittelwerke haben einen stetigen Bedarf. Doch auch die Mühlen sind wieder stärker als Käufer am Markt. Die Angebotslage bleibt dennoch "dünn", so daß Käufer teilweise gezwungen sind, für prompte Lieferungen kleine Prämien zu gewähren, um Ware aus dem Lager zu locken.

 
 
 


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