|
|
Getreide-Saison 2004/05 mit Startverzögerung
|
|
Die witterungsbedingt späte Ernte trifft derzeit auf einen knapp
versorgten Markt. Dies ermöglicht den Erntepreisen einen positiven
Start.
Marktlage
Seit Mai andauernde kühle Temperaturen und die derzeitigen Niederschläge
verzögern die anstehende Ernte. Die Getreidepreise für die alte
Ernte sind daher erneut etwas fester geworden in den ersten Julitagen.
Die Landwirtschaft in Deutschland und der gesamten EU-25 rechnet
für die kommende Ernte mit deutlich höheren Ernteerträgen als
in den vergangenen Jahren. Nach der niedrigen Ernte des Dürresommers
2003 sind die Läger leer. Die Ernteverzögerung hat bereits
für einzelne Verarbeiter zu einer engen Versorgungssituation
geführt. Davon konnte die Preisentwicklung profitieren.
Die Grafik zeigt am Beispiel des B-Weizens
den seit Jahren rückläufigen Trend der Getreidepreise,
den enormen Preisverfall alljährlich während der
Erntezeit,
die auf den Dürresommer 2003 folgende Hausse wie auch
den Preisrückgang der letzten Wochen als Reaktion auf
die hohen
Ernteerwartungen für 2004.
Auch bei der Futtergerste brachte die knappe Ernte 2003 - nach
einem über Jahre anhaltenden negativen Preistrend - erstmals
wieder eine ausgedehnte Hausse-Phase.
Die anstehende Ernte mit ihren Qualitäten und Preisen wird
derzeit rege diskutiert. Konkrete Geschäfte kommen jedoch kaum
zustande.
Hinsichtlich der Preise bestehen bei Verkäufern und
Käufern zur Zeit recht unterschiedliche Vorstellungen. Während
auf der einen Seite mit Hinweis auf den hohen Bedarf des Marktes
Startpreise für die neue Ernte über dem Vorjahresniveau
genannt werden, werden auf Käuferseite teilweise auch Preise
darunter signalisiert. Erste Wintergerste wurde in Süddeutschland
mit rund 115 €/t franko Verarbeitungsbetrieb gehandelt. Davon
lassen sich Verkaufspreise von 90-95 €/t ab Hof ableiten.
Hinsichtlich der Qualitäten verunsichern vor allem die
DON-Werte (Fusariumbefall) alle Marktbeteiligten. Die Getreidemühlen
fordern 750 ppb. Da in früheren Erntejahren die Analysewerte
teilweise höher ausgefallen sind, zögern die Käufer
mit Kontraktabschlüssen, solange nicht bekannt ist, mit welchen
Qualitäten gerechnet werden kann.
Fakten
- Getreide: steigender Verbrauch - sinklende Endbestände
Die weltweite Erntebilanz entwickelt sich zunehemnd negativer:
Der jährliche Bedarf an Getreide liegt weltweit deutlich über
der Erzeugung.
Der internationale Getreiderat (IGC) hat in seiner neuesten Prognose
vom 30.06.2004 seine Ernteerwartung für Getreide leicht nach
oben korrigiert. Einer Erzeugung von 1.544 Mio.t steht jetzt
ein Verbrauch in Höhe von 1.552 Mio.t gegenüber,
so daß der IGC einen Rückgang der weltweiten Endbestände
auf 247 Mio.t erwartet.
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner letzten
Prognose vom 10.06.2004 die Getreide-Ernte 2004/05 wie auch die
Verbrauchs-Zahlen leicht nach oben korrigiert, so daß die
Endbestände auf das historisch niedrige Niveau von 297 Mio.t
schrumpfen dürften.
Getreide weltweit - Erzeugung und
Endbestände
|
in Mio.t
|
IGC
|
USDA
|
Er-
zeu-
gung
|
Ver-
brauch
|
End-
be-
stände
|
Er-
zeu-
gung
|
Ver-
brauch
|
End-
be-
stände
|
2000/01 |
1.453
|
1.476
|
397
|
1.840
|
1.860
|
542
|
2001/02 |
1.482
|
1.496
|
386
|
1.870
|
1.900
|
514
|
2002/02 |
1.448
|
1.506
|
328
|
1.817
|
1.911
|
440
|
2003/04 |
1.461
|
1.528
|
261
|
1.837
|
1.942
|
335
|
2004/05 - Prognose |
05.2004
|
1.537
|
1.547
|
247
|
1.921
|
1.961
|
297
|
06.2004
|
1.544
|
1.552
|
252
|
1.925
|
1.963
|
297
|
Quellen: USDA |
Hausse-Signal
- Produktionssteigerung in der EU-25
Die neuesten Prognosten für die Ernte in der EU-25 gehen
- wie erwartet - von einer deutlich höheren Ernte
aus. Der europäischen Getreidehandelsverbandes Coceral
wie auch das französische Getreideamt Onic erwarten Produktionszuwächse
von bis zu 29 %. Lediglich bei Sommergerste wird ein Produktionsrückgang
erwartet. Das USDA hat zuletzt am 10.06.2004 für die EU-25 eine
Produktion von 127,5 Mio.t Weizen geschätzt.
in Mio.t
|
Coceral
|
Onic
|
EU-15
|
EU-25
|
EU-25
|
2004
|
2003
|
2004
|
2003
|
2004:
2003
|
2004
|
2003
|
2004:
2003
|
Weichweizen |
96,7
|
82,4
|
118,3
|
98,3
|
+20 %
|
119,0
|
99,0
|
+21 %
|
Durum |
9,9
|
7,9
|
10,0
|
7,9
|
+25 %
|
10,0
|
9,0
|
+7 %
|
Gerste |
49,9
|
46,1
|
58,2
|
54,1
|
+8 %
|
58,0
|
55,0
|
+6 %
|
darunter Sommergerste |
24,7
|
25,8
|
29,7
|
31,1
|
-4 %
|
30,0
|
31,0
|
-5 %
|
Roggen |
4,3
|
3,2
|
8,8
|
7,0
|
+26 %
|
8,0
|
7,0
|
+16 %
|
Mais |
39,2
|
30,5
|
49,4
|
38,4
|
+29 %
|
51,0
|
40,0
|
+28 %
|
Quelle: Coceral; Onic |
Baisse-Signal
- Höhere Getreideernte in Deutschland
Für Deutschland erwartet der europäischen Getreidehandelsverbandes
Coceral mit 47,0 Mio.t Getreide eine Produktionsausdehnung
um über 19 % (Vj.: 39,4).
Getreide-Produktion in Deutschland
in Mio. t
|
|
2004
|
2003
|
Veränderung 2004:2003
|
Weizen |
23,7
|
19,3
|
+23 %
|
Gerste |
11,8
|
10,6
|
+11 %
|
darunter Sommergerste |
3,0
|
3,6
|
- 17 %
|
Roggen |
3,2
|
2,3
|
+42 %
|
Quelle: Coceral,
30.06.2004 |
Baisse-Signal
- Höhere Getreideernte in Frankreich
In Frankreich erwarten die Getreideerzeuger inen höhere Ernte
als im Vorjahr. Nach der Einschätzung des französischen Getreideamtes
Onic (Office National Interprofessionnel des Céréales)
vom 07.07.2004 wird insgesamt eine Produktionsausdehnung erwartet.
Getreide-Produktion in Frankreich
in Mio. t
|
|
2004
|
2003
|
Veränderung 2004:2003
|
Weizen |
36,3
|
29,2
|
+24 %
|
Gerste |
10,9
|
10,0
|
+9 %
|
darunter Sommergerste |
3,6
|
4,1
|
-14 %
|
Durum |
1,8
|
1,4
|
+30 %
|
Quelle: ONIC,
07.07.2004 |
Während für Weizen, Gerste (insg) und Durum ein deutlicher
Produktionsanstieg erwartet wird, geht ONIC bei der Sommergersten-Produktion
von einem Rückgang von 14 % aus.
Baisse-Signal
- Import / Export
Rund 10,8 Mio. t Getreide haben die Länder der EU-15 im abgelaufenen
Wirtschaftsjahr 2003/04 aus Drittländern importiert. Demgegenüber
standen Exporte von nur 6,3 Mio. t Getreide. Auch die Schwarzmeer-Staaten
dürften mit preisgünstigem Getreide aus der neuen Ernte
wieder eine größere Rolle am EU-Markt spielen. Der
Angebotsdruck dürfte jedoch aufgrund der viel kleineren für
den Export zur Verfügung stehenden Menge längst nicht
so gravierend ausfallen wie in der Saison 2002/03. Die kommende
Saison dürfte für den Export in Drittstaaten aufgrund
der derzeit niedrigeren Weltmarktpreise, der osteuropäischen
wie auch der gesamten internationalen Konkurrenz schwierig werden.
Baisse-Signal
Prognose
Die Lagerbestände an Getreide sind in der EU auf den niedrigsten
Stand seit Jahren abgescholzen. Die internationalen Bestände
sind dramatisch geschrumpft. Aus der Ernte dürften daher zunächst
die Läger wieder aufgefüllt werden. Das größere
Angebot aus der kommenden Ernte reicht nach meiner persönlichen
Einschätzung nicht aus, um den Marktpreis in den kommenden
Wochen derart gravierend abstürzen lassen wie in "Normaljahren".
Aufgrund des deutlich höheren Angebotes im EU-Binnenmarkt
hängt die Preisentwicklung wieder sehr viel stärker als
2003/04 an den internationalen Preisen und der Entwicklung des Exportgeschäftes.
Die internationale Versorgungslage ist weiterhin kritisch zu bewerten,
so daß die Märkte sensibel reagieren und für Überraschungen
gut sein können.
Nach meiner Einschätzung sollte derzeit die Preisbildung ab
Beginn der Ernte abgewartet werden. Bei zu niedrigen Preisangeboten
sollte zunächst eine Einlagerung der Ware einkalkuliert werden.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|