Der Hurrikan Katrina hat zu erheblichen Störungen an
den internationalen Energiemärkten geführt. Zwar
hat sich der Ölpreis in den USA unter 70 Dollar stabilisiert,
doch weltweit haben die Treib- und Brennstoffpreise weiter
zugelegt.
Marktlage
Der neueste wöchentliche Lagerbestandsbericht des US-Energieministerium
vom 31.08.2005 zeigt wie in Vorwochen einen Aufbau der Lagerbestände.
Der Bericht hatte jedoch einen entscheidenden Schönheitsfehler:
Die Daten bezogen sich auf die Woche vor dem Hurrikan Katrina
und sind daher nur sehr bedingt aussagekräftig.
Das wahre Ausmaß der Beschädigungen der
Öl-Infrastruktur dürfte sich erst im Bericht der kommenden
Woche zeigen. Nach Angaben des "Minerals Management Service",
einer Abteilung des US-Innenministeriums, waren am Mittwoch
rund 92 % der amerikanischen Ölförderung und 83 %
der Erdgasförderung im Golf von Mexiko lahmgelegt. Nach
Mitteilung des Amerikanische Erdöl-Institut (API) hat der
Hurrikan im Golf von Mexiko mindestens 58 Ölplattformen
und Bohrinseln losgerissen. 30 dieser Plattformen und
Bohrinseln seien vermißt gemeldet.
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Die Situation wird vor allem am US-Markt
immer extremer. Mehrere Erdölraffinerien sind ausgefallen
und die Benzinversorgung der Autofahrer soll regional zusammengebrochen
sein. Die USA haben sich mit der Bitte um Lieferung von
Treib- und Brennstoffen an die Weltgemeinschaft gewandt
und bei der Internationalen Energieagentur (IEA - 26 Mitgliedstaaten)
einen Antrag auf eine teilweise Freigabe der Ölreserven
gestellt. Die Bundesregierung ist bereit, einen Teil der
nationalen Ölreserve freizugeben.
Seit Wochen kaufen die USA auch in Europa kräftig
ein und schrauben damit das Preisniveau weiter in die Höhe.
Aus europäischer Sicht wirkt sich zudem der Umstand
nachteilig aus, daß der US-Dollar an Wert verliert,
während der Euro teurer wird.
Nigeria - ein neuer
Krisenherd?
Neue Gefahr droht aus dem wichtigen Ölförderland Nigeria,
wo ein Generalstreik die Ölförderung lahmzulegen droht.
Mit dem Arbeitskampf will eine Gewerkschaft gegen die von
der Regierung angekündigten Benzinpreis-Erhöhungen protestieren.
Prognose
Eine Entspannung bei Ölprodukten wie auch am Markt für
Heiz- und Treibstoffe ist nach meiner Einschätzung
nicht in Sicht. Selbst eine (kurzfristig nicht realisierbare)
Ausweitung der Erdöl-Förderkapazitäten oder
eine Freigabe aus den Reservebeständen der einzelnen
Nationen dürfte kaum Wirkung haben, da die internationalen
Raffineriekapazitäten voll ausgelastet sind.
Das volle Ausmaß der Hurrikan-Schäden
wird wahrscheinlich erst Ende nächster Woche feststehen.
Die Instandsetzung der Ölplattformen, Pipelines, Raffinerien
usw. im Katastrophengebiet hat gerade erst begonnen.
Ich bleibe daher bei meiner Einschätzung
vom 25.08.2005: "... dürften die Kurse auch in
den kommenden Wochen bis in den Herbst hinein ihre Hausse-Tendenz
fortsetzen. ...". Die Diesel- und Heizöl-Tanks
zu füllen, dürfte das Portemonnaie erheblich belasten.
Es könnte sich als richtig herausstellen, zunächst
nur den unmittelbaren, drängenden Bedarf nachzutanken
und - sobald die derzeitige "Panik" abklingt -
die zu erwartende Preisrückgänge für Zukäufe
zu nutzen.