Die Brenn- und Treibstoffkosten explodieren. Für Biodiesel
und seinem Rohstoff Rapssaaten bietet dies eine Steilvorlage
für Kursanstiege. Mit der Energie-Hausse wird auch
die Zeit niedriger Rapspreise zu Grabe getragen.
Marktlage
Die Raps-Ernte in Deutschland ist nach einem verregneten
Sommer mit schwachen Preisen endlich beendet. Im Gefolge
steigender Dieselpreise ziehen jetzt die Biodiesel an. Damit
kommt auch Bewegung in den Rapssaatenmarkt. Die Kurse an
den Kassa- wie auch an den Warenterminmärkten in Deutschland
und der EU haben sich inzwischen wieder auf den Weg nach
oben gemacht.
Anders sieht die Situation am Weltmarkt
aus: Die internationalen Kurse für Sojabohnen und Rapssaaten
tendierten weiter abwärts. In der Vergangenheit wäre
dies ein klares Signal für rückläufige Kurse
auch an unseren heimischen Märkten gewesen.
Doch inzwischen ist alles anders. Der Rapssaatenmarkt
orientiert sich neu. Die Preisentwicklung koppelt sich von
der traditionellen Bindung an den internationalen Ölsaatenmarkt
zunehmend ab. Statt dessen orientieren sich die Rapspreise
zunehmend an der Energiepreisentwicklung. Da der Biodieselpreis
den Preisen für fossilen Diesel folgt, zogen die Biodiesel-Preise
in der vergangenen Woche auf Großhandelsebene um 0,3 %
bzw. 22 Cent auf durchschnittlich 69,05 Euro/100 L
an.
An den Warenterminbörsen notiert Raps inzwischen
wieder etwas höher. Die Kurse verbesserten sich für
den Termin November 2005 an der MATIF,
Paris/Frankreich zuletzt mit 222,50 Euro/t um rund
1,05 Euro über den Durchschnittsnotierung der
Vorwoche. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte
Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada
für den September-Termin mit umgerechnet 181,28 Euro/t
rund 0,75 Euro unter dem Durchschnitt der Vorwoche.
Die Notierungen liegen damit inzwischen deutlich unter dem
Preisniveau in der EU-25.
Franko Ölmühle Hamburg
notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei
215 Euro/t netto, sowie bei 221 Euro/t netto für
die Oktober-Lieferung. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen
die Kurse derzeit bei 220-222 Euro/t netto zur Lieferung
im September 2005. Für Oktober-Liefertermine werden
Preisaufschlägen von etwa 4-6 Euro/t gehandelt. Für
spätere Termine ziehen die Aufschläge weiter an.
Sowohl an den Großhandelsplätzen
(z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen)
wie auch bei den Erzeugerpreisen
spiegelt sich die etwas bessere Stimmung wider. Die Preisanhebungen
fielen mit Erzeugerpreisen von 183-195 Euro/t netto
franko Landhandelslager bzw. 195-200 Euro/t netto ab
Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus.
An der Produktenbörse
Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene
mit 216 Euro/t netto ex Ernte rund 3 Euro/t
höher als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse
Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene
mit 218-219 Euro/t netto für November bis Januar
unverändert zur Vorwoche notiert.
Der noch immer schwächere Devisenkurs
des US-Dollars erschwert noch immer den Export von Rapssaat
und Rapsöl.
Fakten
-
Ernte in
Deutschland doch höher als erwartet
Die Rapsernte in Deutschland soll doch höher als
zuletzt erwartet ausgefallen sein. Nach Mitteilung des
Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung
und Landwirtschaft (BMVEL) wurde die Ernteschätzung
auf 5.003.800 t nach oben korrigiert. Das sind
345.100 t mehr als zunächst prognostiziert,
jedoch 233.300 t weniger als im vergangenen Jahr
(2004: 5.236.900 t).
Baisse-Tendenz
-
Zumischung
von Biodiesel
Der Hurrikan "Katrina" hat in den USA nicht
nur Schäden in Milliardenhöhe angerichtet,
sondern auch die Energiepreise auf neue Höchststände
gebracht und die Diskussion um Klimaveränderungen
neu entzündet hat. Nachdem die Mineralölgesellschaften
die Preise am 01.09.2005 auf einen Schlag um 8 Cent
angehoben haben, gewinnen erneuerbare Energien wieder
zunehmende Aufmerksamkeit.
Anzumerken ist, daß bei der Preisentwicklung auf
dem Energiesektor derzeit weder die reale verbesserte
Welt-Versorgungslage noch der erhebliche Spekulationsanteil
eine Rolle spielen. Für die Raffinerien wird folglich
die Zumischung von Biodiesel in Dieselkraftstoff ökonomisch
immer attraktiver. Gemäß der europäischen Dieselkraftstoffnorm
können bis zu 5 % dem fossilen Diesel beigemischt
werden - und diese Quote ist derzeit so gut
wie ausgeschöpft. Inzwischen wird eine Anhebung
der Quote gefordert.
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Biodiesel erhält so einen Freifahrtschein
für steigende Kurse, die am Markt auch - mangels
Alternativen - umgesetzt werden können. Pflanzliche
Öle werden folglich als Rohstoffe für die
Veresterung auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
immer interessanter. Die europäischen Rapsfelder
werden so immer mehr zu Ölfeldern. Für die
Rapssaaten bestehen damit sonnige Preisaussichten.
Hausse-Tendenz
-
Mineralöl
- Eine Epoche geht zu Ende
Die Energiekrise mit derzeit explodierenden Preisen
für fossile Energieträger läßt
die Biodiesel-Produktion boomen. Eine Befragung von
etwa der Hälfte aller Biodiesel führenden Tankstellen
in Deutschland ergab, daß im Jahr 2004 ca. 476 Millionen
Liter Biodiesel an öffentlichen Tankstellen getankt
wurden. Das ist ein Zuwachs um 32 % gegenüber dem
Vorjahr. Da die fossilen Energiereserven nach letzten
Schätzungen nur noch für 45 Jahre ausreichen,
ist das Ende der Mineralöl-Epoche absehbar. Die
Zukunft gehört alternativen Energieträgen
wie beispielsweise dem Rapsöl.
Hausse-Tendenz
-
Biodiesel
in der EU
Auch Frankreich will sein Engagement für nachwachsende
Rohstoffe verstärken. Um den Bedarf an fossiler
Energie zu reduzieren, setzt Frankreich nicht nur auf
Atomstrom, sondern auch auf erneuerbare Energien wie
Biokraftstoffe, Wind-, Sonnen- und Wasserenergie. Durch
Umsetzung des 2004 beschlossenen Biokraftstoffprogrammes
soll der Anteil der Biotreibstoffe am gesamten Treibstoffverbrauch
bis zum Jahr 2010 auf 5,75 % erhöht werden
(Kyoto-Protokoll). Geplant ist u.a., die steuerbegünstigeten
Produktionskapazitäten für Biodiesel und Bioäthanol
erheblich auszuweiten und bis zum Jahr 2010 zu vervierfachen.
Hausse-Tendenz
Prognose
Der Rapssaatenmarkt dürfte in den kommenden Wochen
und Monaten stark geprägt werden durch mehrere Hausse-Faktoren:
kleinere Ernte in der EU-25 (2005: 14,1 Mio.t,
2004: 15,2 mio.t)
höherer Bedarf der Veresterungsanlagen (2005:
1,9 mio.t, 2004: 1,3 Mio.t)
internationale Energie-Hausse (OPEC-Basket aktuell:
61,10 Dollar/Barrel; Ø 2004: 36,05)
Damit dürfte der Verbrauch an Rapssaaten
und Rapsöl in in den nächsten Monaten auf hohem Niveau
bleiben oder sogar noch weiter steigen. Es könnte sogar
zu einer Angebotsverknappung kommen, die weiter steigende
Preise mit sich bringen könnte.
Nachdem sich die Kurse für EU-Rapssaaten
immer stärker vom Preisverlauf an den internationalen
Ölsaatenmärkten abkoppeln und statt dessen dem
Preistrend am Energiemarkt folgen, haben sich die Preisaussichten
für Raps weiter verbessert. Erzeuger und Händler
haben daher zur Zeit nur wenig Interesse, Ware zu verkaufen
und halten das Erntegut in der Hoffung auf bessere Preise
zurück.
Nach meiner persönlichen Einschätzung
dürften die Rapssaatenpreise auch in den kommenden
Monaten auf hohem Niveau bleiben und - in Abhängigkeit
von der Kursentwicklung am Energiesektor - noch Potential
für weitere Preisanstiege besitzen.